Der Bericht soll nur ein Stimmungsbild und Anregungen
vermitteln, er kann und soll nicht Ersatz für einen
Wanderführer sein.
Cinque Terre ist ein vermutlich bis auf die Zeit der
Etrusker zurückgehendes, bis heute von Religiosität durchdrungenes Kulturland, eingebettet in eine nur ganz
punktuell vom Meer zugängige Steilküste. An nur
fünf Stellen haben sich eng gedrängte Ansiedlungen
aufgetürmt. Neben dem alles beherrschenden
Massentourismus leben die Menschen von der
Fischerei und Weinbau in steilsten Lagen.
Bedingt
durch die Steilküste gibt es keine direkten
Straßenverbindungen zwischen den einzelnen Ansiedlungen.
Es geht nur mit gehörigem Umweg hinauf in die
Küstenberge und wieder hinunter. Und genau so haben wir
es mit der Mehrzahl unserer Touren gehalten. Die
örtlichen Wanderwege sind alle nummeriert und ausreichend
markiert, so dass bei der relativ guten Überschaubarkeit
der Region ein grobes Verirren nicht möglich ist. Eine ganz
wertvolle verkehrstechnische Erschließung stellt die
entlang der Küste überwiegend in Tunneln verlaufende
Bahnstrecke zwischen Genua und La Spezia dar, die nur an
den Siedlungsstellen kurz
ans Licht kommt. Die vielen
Haltepunkte sind die Grundlage des Tages- und des
Wandertourismus. Alle Touren waren auf etwa 5 Gehstunden
eingeteilt mit ca. 2 x 500 Höhenmetern.
Angereist sind wir zu sehr verträglichen Zeiten mit einem
keineswegs spottbillig gewesenen Flug mit Ryanair nach
Pisa und von dort aus mit der Bahn bis zu der in einer
weiten Talöffnung liegenden Kleinstadt Levanto, die auch
als Tor zur Cinque Terre gilt. Unterkunft hatten wir in der
geräumigen Dachetage eines auch heute noch Würde
ausstrahlenden mehrgeschossigen Hauses, direkt angrenzend
an einen baumbestandenen kleinen Park, dem Zentrum des
Ortes.
Für unsere Touren nutzten wir stets die guten und
preiswerten Fahrmöglichkeiten mit der Bahn, so dass
wir die gesamte Region abschnittsweise erwanden
konnten. Ziemlich Pech hatten wir mit dem für Anfang Mai
arg teutonischen Wetter mit wenig Sonne, dafür aber täglichem Regen und nie mehr
als 16°. Leider war der exponierte Küstenweg mit
Ausnahme der 800 mautpflichtigen Meter der Via
dell Amore gesperrt.
Starkregen hatte erhebliche
Schäden angerichtet. Dennoch konnten wir uns leidlich durchhangeln.
Höhepunkt der Improvisation war ein Museumstag in La
Spezia mit Überschwemmung der Bahnstrecke.
Programm:
Samstag: Am Anreisetag war nicht mehr genug Luft für eine richtige
Wanderung und so erkundeten wir die nähere Umgebung, die Stadt
und
vor allem den ausgedehnten Strandbereich.
Sonntag: Am ersten vollen Aktivtag ging es nicht zu den
klassischen Cinque-Terre-Orten, sondern entgegengesetzt entlang
der Küste auf einer zum Radweg umfunktionierten alten Bahntrasse mit einigen
Tunnelabschnitten zuerst nach Bonassola und dann
über die Hügel weiter bis Framura und von dort mit der
Bahn zurück.
Montag: Erste Klassikertour, also von Levanto
über die aussichtsreichen Höhen mit Abstecher zur
Kapelle St. Antonio und hinunter zu dem ersten Cinque-Terre-Ort
Monterosso. Das war zu wenig.
Eigentlich wollten wir mit der Bahn zwei oder drei Stationen
fahren, aber es kam anders. Wegen des schon herannahenden Zuges
schafften wir es nicht, die zuvor gekauften Fahrkarten zu
entwerten. Das ist dann zum Kriminalfall mit gelungener Flucht
geworden. Eine gestrenge Amtsperson erwischte uns prompt und
wollte uns mit drakonischen Geldstrafen überziehen. Aus
dem Zug rausgeschmissen sind wir dann noch knapp vor der amtlichen
Überstellung in die Berge entkommen. Diese Improvisation hat nicht das Programm, sondern nur
die Reihenfolge geändert. Und so sind wir dann ab Vernazza über die Berge,
vorbei am Wallfahrtspunkt St. Bernardino hinunter nach
Corniglia zur Rückfahrt mit richtig entwerteten
Fahrscheinen.
Dienstag: Ab
Monterosso auf einem ehemaligen
Pilgerweg zunächst zum Wallfahrtspunkt Madonna di Soviore und
dann über St. Bernardino hinunter zum Bahnhof Corniglia
Mittwoch: Von Corniglia
über Volastra nach Manarola
Da hat es uns eine Stunde mächtig eingewittert!
Schirme waren nutzlos. Im Örtchen Manarola haben wir
unsere Schuhe ausgeleert. Auf einem gelegten Steinweg
hinunter nach Manarola, der Ort mit einem poetischen Friedhof,
an dessen Mauer man liest:
"Ihr den Winden und Wogen offenen Ligurischen Friedhöfe!
Eine rosige Traurigkeit färbt euch,
wenn am Abend - gleich einer Blume, die ins Meer versinkt,
das große Licht sich auslöscht und stirbt".
Vincenzo Cardarelli
Donnerstag: Bei
schlechtem Wetter mit der Bahn mal so probeweise nach
Riomaggiore mit dem großen Wandepos,
vergrämt abwartend, wie das Wetter sich
aufführt. Grässlich natürlich. Aus Verlegenheit weiter nach La Spezia ins
Museo Amedeo Lia
in der zentralen Via del Prione. Die Rückfahrt verzögerte sich
um lockere drei Stunden, weil der Bahntunnel unter Wasser stand.
Freitag: Der klassische
Klippenweg
von Riomaggiore nach Porto Venere. Anfänglich war eine
längere Waldzone zu passieren bis der Weg dann immer
aussichtsreicher wurde. Nach einem Zwischenabstieg ging es
noch einmal aufwärts bis sich vor uns die Bucht
von La Spezia öffnete sowie der Blick zu
unserem Tagesziel Porte Venere. Von dort aus an der bizarren
Küste entlang zurück per Schnellboot
nach Monterosso und den Rest mit der Bahn. Ein Knaller.
Samstag: Mit
Bummelzug gemütlich und billig nach Pisa zum Rückflug.
Auf der Fahrt hatten wir fast alpine Ausblicke in die
Marmorberge der Region Carrara. Oft sah es aus wie
schneebedeckt, aber das waren weiße Geröllflanken der
geschundenen Berge. Zu christlicher Zeit sind wir
zurückgekommen.
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Link
zur Hompage des Nationalparks
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