1.Tag: Zehn bei früheren
DAV-Touren zusammengewachsene Bergfreunde und -innen
zwischen 40 und 72 aus verschiedenen Sektionen trafen sich
per Bahn zu einer privaten Wanderwoche unter Leitung von
Dr. Stefan Haack. Nach einer Sternanreise mit Treffpunkt
München kamen wir in Franzensfeste pünktlich an. Dann
weiter mit der Regionalbahn bis Bruneck und mit dem Bus
460 nach Pedratsches im Gadertal, zugleich Sesselliftstation der
Übernachtungshütte Kreuzkofelhospiz (2045 m). Das war
minutiös getaktet auf den Betriebsschluss der Seilbahn.
Und am Umsteigepunkt in die zweite Sektion wären uns zwei
Minuten Verspätung beinahe zum Verhängnis geworden. Nur
durch Intervention der Talstation, die uns Karten für
beide Seilbahnabschnitte verkauft hatte, durften wir dann
doch. Eindrucksvoll war das
Innere der von einem tiefen Glauben
zeugenden Wallfahrtsziel mit Kirche
und Kreuzigungsgruppe.
Fast
alle Unterkünfte waren gut ausgestattete Privathütten
mit Duschmöglichkeit. Die Streckenführung orientierte
sich weitgehend an Dolomiten-Höhenwegen, allerdings mit
der Abweichung, dass wir über die Woche gesehen von
Westen nach Osten wanderten, die Dolomiten-Höhenwege
aber alle von Norden nach Süden führen. So querten wir
im Laufe der Woche mehrere Höhenwege.
2. Tag: Der Morgen begrüßte uns mit Wärme und
Sonne bei freiem Blick bis zur schneebedeckten Marmolada.
Auf dem Weg galt es, den Höhenzug des Kreuzkofels zu
queren. Nach zunächst fast ebenem Touristenweg mussten
500 geröllige Höhenmeter hinauf zum
Lavarella-Sattel
(2533 m) überwunden werden. Der einfache Weiterweg zur in
einem weiten Talkessel liegenden
"Bahnhofswirtschaft" Lavarellahütte zog sich
mit insgesamt 4:30 Stunden ziemlich hin. Auftanken war
angesagt, denn das war erst die Hälfte des
Tagesprogramms. Bleiben wäre zu kurz gewesen. Also auf
dem in diesem Bereich leichten Dolomiten-Höhenweg (Nr. 1)
weiter
mit neuerlichem Auftanken in der kleinen
Großen Faneshütte. Dann nach etwas langatmig gewordenen
Bikerweg bis fast ins Tal hinunter und auf schottrigem Fahrweg
wieder 250 m hinauf zur
Scotoni-Hütte (2040 m). Eine in älteren Karten noch
verzeichnete Abkürzung (Nr. 21) über den
Gamssattel ist nicht mehr begehbar. Der letzte heiße
Aufstieg war nach einem sehr lang gewordenen Tag reichlich
mühsam. Die
Rast auf der Terrasse der traumhaft schön
gelegenen Hütte ließ uns die Plackerei vergessen.
850 m + 900 m - 8 Stunden
3. Tag: Der Weiterweg, teilweise ein Rückweg,
führte uns am kleinen Lago Lagazuoi vorbei über den
abenteuerlich aussehenden, inzwischen perfekt ausgebauten
Steilanstieg zum Überstieg (Forcella del Lago
2486 m) mit Tiefblick
zum Lago del Lagazuoi und über die Lagazuoi-Hochfläche
bis zur gleichnamigen Hütte fast auf
dem Gipfel des Lagazuoi. Jenseitig ging es über die schon auf dem Hinweg
gesehene Bergflanke weniger steil auf
unserem
alten Weg zurück, wieder an der kleinen Großen Faneshütte
vorbei zu unserem Tagesziel, der hotelähnlichen
Faneshütte (2060 m). Nach der Riesentour am Vortag
gönnten wir uns einen längeren Nachmittag auf der
Terrasse, für einige mit Abkühlung in
dem nahen
flachen (und eiskalten !) Grünsee.
550 + 500 m - 4 Stunden
4. Tag: Weiterhin brutal schönes Wetter. Vor
unserem nächsten Ziel stand ein sonnendurchglühter
Talabstieg zur Pederühütte (1545 m) an. Neben einem
halbwegs bequemen Fahrweg gibt es noch eine reizvollere
Wanderspur, welche die Mehrzahl der Gruppe bevorzugte. Unten kamen
beide Gruppen zeitgleich an. Nach kurzer Rast im Wiesengelände mit
Wasserzapfen wieder hinauf, zunächst ein arg steiler
Fahrweg (angelegt von den Alpini nach dem 2.
Weltkrieg) und dann auf Wanderpfaden zur Zwischenstation
Fodarahütte (1965 m) mit unvermeidlicher Einkehr und dann
noch eine gute Stunde weiter zu unserem Tagesziel Senneshütte
(2126 m). Für den nächsten Tag war
zunehmende Wetterverschlechterung mit Gewittern gemeldet.
Der geplante Weiterweg war am Wackeln, eine langatmige
Notlösung über Fahrwege (mit Abstieg ins Tal und
Wiederaufstieg) zeichnete sich ab.
550 m + 550 - 4:30
Stunden
5. Tag: Und der Morgen empfing uns mit Wolkenwabern, wenn auch mit Lücken. Sehr grenzwertig war
die Situation, vor allem im Hinblick auf die gemeldete
Gewitterfront. Ein kurze Auflockerung machte uns Mut, vor
allem auch, weil es schon nach zwei Stunden einen Notnagel
gegeben hätte. Und so zogen wir zuversichtlich los mit
kurzer Verschnauf- und Orientierungspause an der
Seekofelhütte (2388 m). Von den beiden weiterführenden
Wegevarianten wählten wir (auf Empfehlung des
Hüttenwirts) den auf der Lee-Seite gelegenen
wolkenärmeren Weg. Die Bewölkungslage blieb beruhigend. Nur vereinzelt
gab es wenige Tropfen, aber keinen Regen. Alsbald war die
schnuckelige kleine obere Rosshütte (2164 m) erreicht.
Die Einkehr lohnte sich. Ab hier hätten wir wieder auf
festem Weg talwärts flüchten können, aber das Wetter hielt sich
stabil, jedenfalls war es endlich nicht mehr so heiß.
Unsere Sorge, ausgerechnet in einem mit versicherten Abschnitt in ein Gewitter zu kommen, verflog.
Der gut begehbare und in einem felsigen Abschnitt
gesicherte Steig brachte uns auf der Rückseite des
Felsriegels (dem sogen. Gaisele) in eher flaches Gelände. Eine ausgiebige Rast
mit Blick zu den noch recht weit gelegenen Drei Zinnen
, dem Ziel des nächsten Tages, war
unvermeidlich. Auf dem harmlosen Weiterweg unterhalb der
Hohen Gaisl mussten
allerhand Höhenmeter abgebaut werden. Eine letzte
Zwischenrast an der Stolla-Alm scheiterte, weil diese nur
bei gutem Wetter öffnet, zum kurzen Unterstellen wegen
eines Regenschauers genügte sie allemal. Dass der Tag so gut werden
sollte, war für die Betreiber nicht absehbar. Stattdessen
fanden wir nach Querung der herrlich idyllisch gelegenen Plätzwiese eine halbe Stunde
später im gelichnamigen Gasthof Plätzwiese am Fahrweg kurz vor der
Dürrensteinhütte (2040 m) noch einmal Labung. Direkt
angrenzend an die Hütte findet sich ein restauriertes
altes Fort als Gedenken an martialische Zeiten schon vor
dem Ersten Weltkrieg. Und dann kam doch noch das Gewitter
mit ordentlichem Regen, aber wir waren schon längst in
der Hütte.
450 m + 550 m - 7 Stunden
6. Tag: Zunächst mit Aussicht
über die nebelverhangenen Täler 200 m hinauf zum Übergang am
Kriegsschauplatz an den Strudelköpfen. Einen leichten
Abstecher zum Gipfelplateau schenkten wir uns im Hinblick
auf den uns noch bevorstehenden langen Weg. Auf alten,
stellenweise etwas luftigen Kriegspfaden 900 m hinunter bis ins
Höhlensteintal mit Kurzeinkehr in
einem nur äußerlich eindrucksvollen Haus mit Zinnenblick
(dessen bessere Zeiten schon lange zurück liegen). Und dann im langen Rienztal auf einem
schottrigen Fahrweg immer geradeaus und leicht aufwärts
Richtung Drei Zinnen. Der Fahrweg endete an den Schutthaufen
einer Mure. Alsbald ging es auf einem sogar mit Geländern gut
ausgebauten Weg in Serpentinen über eine hohe Felsstufe
hinauf. Es öffnete sich der Blick auf die Drei Zinnen und eine
ausgedehnte Hochwiese lud zur Rast ein, bevor wir unter
kurzem Abstecher zur überlaufenen Dreizinnenhütte (2405
m) zunächst ab- und dann wieder aufsteigend direkt zur
Büllelejochhütte (2519 m) weitermarschierten.
Auf dem Weg gab es nicht weniger als drei Seen und kurz
vor der Hütte ein berührendes Wegekreuz.
Die kleine
Hütte in traumhafter Lage mit weniger als 20
Schlafplätzen wurde unser Highlight .
Ein heimeliger
Gastraum mit wenigen Tischen, eine liebevolle
Verköstigung besser als im Tal und das nur über eine
raumsparende senkrechte Wandleiter
zu erreichende schnuckelige Bettenlager begeisterten uns.
Eine Dusche gab es nicht, wohl aber einen verschließbaren
kleinen Waschraum für Einen und ein richtig gemütliches
sauberes Wohlfühl-WC
mit Aussicht. Auf das ebenfalls gepflegte separate Plumpsklo außerhalb der Hütte konnten wir verzichten.
1400 m + 900 m - 7 Stunden
7. Tag: Der Abschied fiel uns fast schwer. Es ging
den Weg vom Vortag eine Stunde zurück zur
Dreizinnenhütte. Eine Rast wurde nur deshalb eingelegt,
weil einige von uns den Kriegsstollen im Paternkofel
wenigstens ein Stück (bis zum Beginn des Klettersteigs
zum Paternkofel) hochsteigen wollten. Zur Umrundung
der Drei Zinnen mussten wir zunächst ca. 100 m ab- und wieder
aufsteigen inmitten des uns schon vom Vortag bekannten
Almengeländes, um an der Langalm (2283 m) Rast zu machen mit
ehrfürchtiger Bewunderung von ein paar Bergsteigern, die
als Punkte in den Zinnenwänden klebten. Die weitere
Umrundung führte uns in die Zivilisation des
Großparkplatzes bei der Auronzohütte mit Blick auf den Misurinasee.
Deshalb eilenden
Fußes an der für uns
abstoßenden Übererschließung schnell weiter zur
erträglicheren Lavaredohütte (2344 m) zum letzten
Getränkefassen. Weiter ging es auf dem alten
Militär-Fahrweg hinter dem Paternkofel herum wieder fast
zur Büllelejochhütte. Vorher teilte sich der Weg in
unsere Zielrichtung. Gut hat er angefangen und miserabel
aufgehört. Beim Überstieg (Forcella Cengia 2524 m) war
es aus mit den Wegen. Die Natur hatte sich den Weiterweg
um den Zwölferkopf zurückgeholt, es gab aber eine
gleichwertige oder bessere Variante, einen erheblich
beschädigten, aber dennoch ungefährlichen Weg hinunter
zum Hauptweg zwischen Büllelejochhütte und
Zsigmondyhütte (2235 m). Die Z-Hütte war
(mit Ausnahme der von uns nur passierten Seekofelhütte)das einzige
Alpenvereinshaus (CAI) auf unserer Tour, seit wenigstens 50 Jahren unverändert
mit Etagen-Stahlrohrbettgestellen, aber immerhin mit Duschen. Nach
all den optimalen Unterkünften waren uns die
Einfachheit und der Massenbetrieb fremd geworden.
500 m + 700 m - 5:30 Stunden
8. Tag: Der Weiterweg zu unserem letzten
Übernachtungsziel vor der Heimreise, der Talschlusshütte
(1548 m), einer gepflegten Ausflugsgastronomie mit schönen Bettenlagern, war als Tagesprogramm zu kurz.
Dennoch waren wir froh für den entspannenden Tag, den wir
nach Geschmack für eine aussichtsreiche Leichtwanderung, Bad im Bach oder
Mittagsschläfchen nutzten. Nur Energiebolzen Stefan
wollte und musste es noch einmal wissen. Ohne Rucksack und
ohne die Bremskraft einer Gruppe stürmte er über das
Altensteiner Tal noch einmal hinauf, am Toblinger Knoten
(Leiternsteig) vorbei zur Sachertorte mit Cappucino in der
Dreizinnenhütte und dann im Eilschritt wieder hinunter.
Und so hatten wir uns alle wieder. Nahrhaft wurde der Tag,
besonders der Abend.
700 m - 2
Stunden zuzüglich vor Ort 2x100 m
und 2 Stunden
9. Tag: Am nächsten Morgen
verzichteten wir auf die Möglichkeit einer Busfahrt ab
dem nahe gelegenen Fischleinboden und wanderten in gut
1:30 auf lieblichem Weg nach Sexten zum unvermeidlichen
Einkauf von Käse & Co. Der Busanschluss alle halbe
Stunde zur Bahnstation Innichen passte und so kamen wir
ohne Knoten guter Dinge zurück.
200 m - 1:30 Stunden
Ein Spaziergang war das Programm nicht, auch wenn keine
alpinen Ansprüche zu bewältigen waren. Die wenigen
versicherten Abschnitte gehören in die Klasse Standard.
Teilweise waren die Strecken sehr lang und mit Höhenmetern
gesegnet. Am meisten hat uns aber das gnadenlos schöne
Wetter zugesetzt, so dass wir eigentlich alle bis an die
Halskrause ausgelastet waren. Auf ein Neues. Für die Alten unter uns (72 und 70) wird
es zunehmend nicht mehr altersgerecht. Da werden die Berge
immer höher, die Wege steiler und länger und steiniger.
Schau´n mer mol.....
Teilnehmer:
Karin Buschmann
Hildegard Gödecke
Dr.Stefan Haack als Leiter
Hans Langecker
Horst Maass
Hartmut Willibald Rencker
(HaWi) Redaktion
Vera Steini
Benno Stern
Sabine Stern
Bettina Thiel
Fotos:
Hartmut Rencker (überwiegend)
Hildegard Goedecke
Stefan Haack
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