Der
Bericht soll nur ein Stimmungsbild und Anregungen
vermitteln, er kann und soll nicht Ersatz für einen
Wanderführer sein.
Seit ein paar Jahren
flüchte ich in der zweiten Novemberwoche vor meinem
jährlichen Gedenktag immer auf einen kurzen Sprung in
mein geliebtes Allgäu. Jetzt bin ich formell hochbetagt.
Auto braucht man nicht. Wenn man
starke Verkehrstage vermeidet, kostet die bequeme Anreise
mit der Bahn weniger als vierzig Euro, mein Superpreis war
29,50 Euro hin und zurück! Der meistens knappe
Umsteigeanschluss in Ulm hat nicht geklappt. Die stark befahrene, nicht elektrifizierte
eingleisige Allgäustrecke erfordert eine genaue Taktung
des gegenläufigen Verkehrs, weshalb ein auch nur kurzes
Warten auf die meistens verspäteten Anschlusszüge nicht
möglich ist.
Im Oberallgäu gibt es
für den Nahverkehr auf die Gästekarte gebuchte günstige
Mehrtagespauschalen für 4, 7 und 14 Tage und im Sommer
sind sogar die meisten Seilbahnen kostenfrei
eingeschlossen. Der Preis
rechnet sich immer. Vor allem erlaubt das Busnetz
Steckenwanderungen. Zurück kommt man immer. Mein Quartier
ist seit Jahrzehnten das familiäre Gästehaus Socher mit
Blick zum Rubihorn.
Im November macht die Gastronomie fast komplett Pause. In
Oberstdorf verbleiben als empfehlenswert ganztags das Cafe Franziskus und
kurz vor dem Bahnhof eine große Gaststätte mit Cafe (Cafe-Bistro
Relax). Ab Mitte
Dezember brummt es wieder.
1. Tag:
Wegen nicht ganz früher Anreise kein erwähnenswertes
Programm. Aber der Weg von
Fischen über den Rotfischbach und
aussichtsreich hinauf
nach Schöllang ist bereits ein
wunderschöner Auftakt.
2.Tag:
Nur wenig Talnebel und zunehmende Auflockerungen. Mit dem Bus
ins Walsertal bis Haltestelle Heuberg. Auf festen Wegen aussichtsreich
hinauf bis zum Skizirkus im Bereich Schöntalhof und
weiter bis kurz vor der Auenhütte. Dann in Gegenrichtung
über Wäldele zur
Bruder-Klaus-Kapelle,
Naturbrücke,
über eine Holzbrücke
zum Mahdtalhaus
mit tollem Rückblick
in die Berge, mit Ziel oder Zwischenziel Innerschwende. Für Unentwegte bietet es sich noch an, ab
der Bushaltestelle Schwende weiter auf dem Straußbergweg
so weit die Füße tragen. Es kam gerade ein Bus als
Entscheidungshilfe. Also bequem nach Riezlern und weiter
nach Oberstdorf ins unvermeidliche Cafe
Franziskus. Hier
sind mir wie bestellt zwei ins Allgäu übergesiedelte
alte Bekannte der Sektion Mainz über den Weg gelaufen.
Große Freude. Das war ein schöner Ausklang.
10 km 320 + 360 -
3.Tag:
Wieder Kaiserwetter. Wohin, wenn man alles kennt? Es darf auch mal
gemütlich sein. Mit dem Bus nur nach Oberstdorf zur
Langstreckenwanderung bis zur Dietersbachalp. Hinweg
vorbei an den Schanzen,
Kühberg,
Gruben,
Blick in den Talschluss,
Gerstruben. Das
Gasthaus natürlich geschlossen, aber der Weg bot viel
Historisches wie ein alter Bauernhof, die
Gerstrubenkapelle,
Gerstrubrener
Alp, (1336 m). Blick in das
Amphitheater des Talkessels mit der Dietersbachalp.
Rückweg bis zum Trettachtal identisch, dann aber über
den Moorsee,
Hermannsruh nach Oberstdorf.
22 km 540 +/-
4. Tag:
Noch nie hat es sich ergeben, mal an der blumenreich
beworbenen Wannenkopfhütte vorbeizukommen.
Spätsommerwetter und Schnee erst oberhalb 2000 m. Also
jetzt oder nie. Vor einem Jahr gab es oberhalb von 1500 m
Schnee satt.
Zunächst mit dem nach Hittisau fahrenden schweizer Bus
Richtung Riedbergpass mit Ausstieg am Halteplatz
Wannenkopfhütte, die auf Fahrweg schnell erreicht war.
Nicht sehr einladend. Baustelle. Und auch die viel
gepriesene Aussichtsterrasse bot nicht viel mehr als ein
Blickfester. Auf einem festen Weg aufwärts öffnete sich
immer mehr Panorama. Und dann war es aus mit dem Weg, auch
keine Spur zu erkennen. Alles grün. Ein Stück voraus
baute sich eine als Steinhaufen benannte Felsvormation als
Wegmarke auf. Hier führt der mehr begangene Weg von der Grasgehrenhütte
auf den Kamm hinauf, der den gar nicht so
attraktiven Wannenkopf mit dem Aussichtsgipfel Riedberger
Horn verbindet. Der leichte Kammweg war Panoramagenuss
pur nach allen Richtungen, auch zum Allgäuer Hauptkamm
mit dem Heilbronner
Weg, noch eindrucksvoller der Rundum- und Tiefblick vom leicht zu erreichenden
Riedberger Horn. (1887 m). Der geradezu gepflegte Weiterweg vom
Gipfel zurück führte vorbei am Berghaus Schwaben
und der etwas tiefer liegenden Hintereggalp mit
schönen Ausblicken zur Bergstation der Weiherkopfbahn,
die zu dieser Jahreszeit natürlich nicht in Betrieb ist.
Also fast 700 Höhenmeter mit Fernblick
über Fischen bis zu den Sonnenköpfen auf Asphalt produktiv bergab.
Viel Gegenverkehr gab es, nämlich bergwärts strebende
Gleitschirmflieger. Unten in Bolsterlang angekommen große
Ernüchterung. Wegen Tagesbaustelle kein Busbetrieb.
Anstatt auf Verdacht 3 km nach Obermaiselstein laufen dann doch
lieber gleich 4 km nach Fischen ins Wirtshaus. Nur um 16
Uhr war das keine Zeit für warme Küche. Und mein Ziel
Schöllang nur eine halbe Stunde weit. Also Durchziehen
bis zur bitteren Neige. War halt Fastenwandern - wie
meistens. Es war ein toller Tag, es hätte aber etwas
weniger sein dürfen.
21 km 800 + 1160 -
5.Tag:
Heimfahrt ohne Umsteigen. Zuvor gemütlicher Spaziergang
mit Blick auf die Tour vom Vortag hinunter nach Fischen.
Eine Meisterleistung an Bahndesaster waren die gerade mal
100 km der überlasteten, nicht elektrifizierten
eingleisigen Strecke nach Ulm. So mussten am Wendebahnhof Immenstadt
zwei Dieselloks zeitraubend umgespannt werden, weil auf dieser Strecke
kein Schubbetrieb möglich ist. Dazu kommen zahlreiche
Wartezeiten wegen des vorrangigen Gegenverkehrs. Ausbau
ist kein Thema, denn das Geld wird für Stgt 21 verbraten.
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