Königssee / Watzmann

Funtensee Königssee von Gotzenalm mit St. Bartholomä und Watzmannostwand Ingolstädter Haus mit Gr. Hundstod Kärlingerhaus

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Königsse von oben vom 29.8. - 2.9.2000
oder die "Unvollendete"

Wir waren wieder die Kernmannschaft aus früheren Touren, angereichert um einen Neuzugang. Trotz aller Routine, prima Kameradschaft und probegewanderter Touren erforderten das Wetter und das sehr unterschiedliche Leistungsvermögen vom dynamischen Nichtsportler bis zu Marathonläufern einiges an Improvisation. Schon bei der Abreise fing es an. Einer fehlte am Bahnhof.

Hinweis: Alle Zeitangaben sind Normzeiten, tatsächlicher Zeitbedarf wesentlich länger

1. Tag:    Aufstieg von Königssee zur Kührointhütte 
Nach ebenso vergnüglicher wie umweltgerechter und billiger Bahnreise (hin und zurück 119,-- DM) stiegen wir ohne den verlorenen Sohn auf leichtem Weg vom Ort Königssee zur kleinen Kührointalm in 1400 m Höhe auf. Einen von Hartmut vorgeschlagenen Schlenker über die weiße Wand und den Grünstein schenkten wir uns. Schade drum, denn der Grünstein ist ein exzellenter Aussichtsberg. Wir machten schon Sprüche, ob unser Verlust doch noch kommen würde - und er kam tatsächlich mit Einbruch der Dunkelheit an. So waren wir komplett bis auf Reinhold, den es weiter zum Watzmannhaus trieb, um den nächsten idealen Tag für die Watzmannüberschreitung zu nutzen, eine anspruchsvolle Grattour mit 2er Stellen und einem supersteilen, langen und nicht ungefährlichen Karabstieg bei einer Normzeit von über 10 Stunden.
(2,5 Stunden, 800 mñ)

2. Tag:    Kührointhütte - Archenkanzel - Rinnkendlsteig - St.Bartholomä - Sigeretplatte -Trischübel - Wimbachgrieshütte
Lange sollte der Tag werden, viele Höhenmeter und die ersten Anzeichen einer Selektion bringen. Es ging auf zunächst einfachem Weg zum Aussichtspunkt Archenkanzel mit herrlichem Tiefblick über den Königssee und dann über den mäßig ausgesetzten, mit einigen Hühnerleitern recht gut entschärften Rinnkendlsteig 800 m hinunter zum Königssee. Sehr zog sich die Gruppe auseinander. Die Flotten nutzten den Vorsprung zum textilfreien Abbau der Hitze im See, bis die Nachhut endlich ankam. Nach einer Tankpause zwischen den Lackschuhtouristen in St.Bartholomä ging es dann auf gutem Weg zunächst flugs aufwärts in Richtung Trischübel. Bis zur von weitem unbezwingbar erscheinenden, letztlich aber völlig problemlos ausgesprengten und gesicherten Sigeretplatte (senkrechte Wand) ging alles noch gut. Aber 1200 m aufwärts mahnten, wie unerlässlich regelmäßiger Ausdauersport und Stoffwechselreserven sind. Die bereits Enteilten mussten von Aufpasser Hartmut eingeholt und zur Rucksackstaffette zurückgerufen werden. Die Entlastung wirkte Wunder. Nach einer kurzen Pause und mit umverteilter Last ging es wieder. Dann noch eine Stunde Abstieg zur unfreundlichen Wimbachgrieshütte (1326 m). Lang ist der Tag geworden und schon kurz nach unserer Ankunft schüttete es aus Kübeln. Watzmannüberquerer Reinhold war schon seit Stunden da, in gerade einmal 7,5 Stunden also über 30% schneller als die Normzeit, und das mit nur gering entlastetem Wochenrucksack.
(8 Stunden, 1250 mñ, 1300 m ò)

3. Tag:    Wimbachgrieshütte - Trischübel - Hirschwiese - Trischübel - Hundstodgatterl - Ingolstädter Haus 
Von der Wimbachgrieshütte ging es auf gutem Weg wieder zurück zur Wegegabelung Trischübel. Ohne Rucksäcke machten wir einen Aufschwung über 350 m zur aussichtsreichen Hirschwiese (2114 m) mit Panoramablick über den Königssee bis zum Hohen Göll, die Watzmannsüdspitze mit Frau und Kindern direkt vor uns, bis hin zum Hochkalter und entgegengesetzt über das Steinerne Meer. Sogar die nächsten drei Stunden unseres weiteren Weges bis zum Hundstodgatterl konnten wir überblicken. Aufwärts ging es noch leidlich, aber abwärts war wegen Feuchtigkeit Vorsicht geboten und so machten die Schnellen ausgiebig Pause, wogegen den Nachzüglern nur ein eiliger Schluck und ein hastiger Happen verblieb. Hartmut trieb zum beschleunigten Kauen an, denn Wetterverschlechterung kündigte sich an. Der Aufstieg vom Trischübel zum Hundstodgatterl (2188 m) war teilweise etwas unkomfortabel aber ungefährlich. Dann folgten endlose 170 m wegloser Abstieg über ausgewaschene Karstrippen und Blockwerk, für den einen eher Beingymnastik, für andere aber schon eine zeitaufwendige Herausforderung. Und so holte uns der Regen doch noch ein. Bald war das Ingolstädter Haus (2119 m) in ca. 2 km Entfernung auf einer Kammhöhe zu sehen. Aber das sollte noch eine Stunde dauern.
(6,5 Stunden, 1575 m ñ, 780 m ò)

4. Tag:   Ingolstädter Haus (ohne Hundstod) - Kärlinger Haus 
Es hat die ganze Nacht geschüttet und es hörte nicht mehr auf. Keine Wolke war zu sehen, wir waren mitten drin. Eine Neuorientierung der Tour war notwendig. An einen Aufstieg auf den Großen Hundstod war nicht mehr zu denken (2x470 m, 3 Stunden, leicht ausgesetzt). Wir hatten Zeit, auf Wetterbesserung zu warten, weil ohne die vorgesehenen Extras der Weg zu den nächsten Hütten (Riemannhaus oder Kärlinger Haus) keine drei Stunden dauert. H. hatte die Gruppe in Vorahnung für diesen Tag gleichzeitig in zwei Hütten angemeldet. Und so entschieden wir uns für das in nur 1630 m Höhe gelegene Kärlinger Haus. Bald kamen wir unter die Wolkengrenze und bis wir nach 2,5 Stunden am Ziel waren, lichtete sich der Himmel zusehends. Aber was macht man mit einem angebrochenen Tag. Der Bewegungsmangel leidende Reinhold tat das Richtige. Er kümmerte sich nicht um das Quartier, ließ seinen Rucksack fallen und enteilte sogleich beschwingt auf den Hausberg Viehkogel (2160 m). Inzwischen war für den Rest des Tages Bilderbuchwetter und so konnte R. nach einem Gipfelsturm in weniger als der halben Normzeit sich eine ausgedehnte Gipfelrast bei bester Panoramasicht leisten. Andere legten sich ins Nest oder machten im märchenhaften Talkessel des Funtensees einen Spaziergang.
(2,5 Stunden,120 m ñ, 700 m ò)

5. Tag:    Abstieg Kärlinger Haus - Saugasse - St.Bartholomä 
Schon am Vorabend waren wir uns einig, dass sich die Gruppe aufteilt. Als Ziel war die Wasseralm vorgesehen, erreichbar auf einem leichten, waldreichen Weg ohne viele Höhenmeter oder hinauf über das Tote Weib, die 2368 m hoch gelegene Niederbrunnsulzenscharte und die Lange Gasse hinunter zur Hütte. Das wären immerhin ca. 1800 Kumulationsmeter geworden. Und nachts ging es dann wieder geräuschvoll zu. Prasselnder Regen, Sägewerk im Lager und alle behaupteten, fast nicht geschlafen zu haben. Da haben wohl einige im Wachzustand gesägt. Wenigstens für den Vormittag war erträgliches Wetter angekündigt, deshalb wollten wir zeitig in zwei Gruppen aufbrechen. Aber wir mussten uns wieder Zeit lassen. Es regnete immer noch, wenn auch nachlassend, allerdings blieben die Berge in Wolken und für die nächsten Tage war eher noch schlechteres Wetter angesagt. Und so zerriss es manches Herz, als uns der Verstand gebot, abzusteigen. In reichlich 2,5 Stunden ging es die Serpentinen der abwärts gar nicht so grässlichen Saugasse hinunter an die zum Bade ladenden Gestade des Königssees. Das Wolkenbild bestätigte die Richtigkeit unserer etwas schmerzlich gewesenen Entscheidung. Und es sollte noch schlechter werden. Am nächsten Tag Schneefall bis 1900 m. An St.Bartholomä angekommen, reichte die Zeiteinteilung noch für eine frisch geräucherte Forelle. Trödeln durften wir nicht, denn bis nach Hause waren noch sieben (!) verschiedene Verkehrsmittel fällig (Schiff, Bus, 4xBahn, Bus). In Bad Reichenhall warteten wir im bereit stehenden Zug eine viertel Stunde auf die Abfahrt. Einer fehlte wieder. Und dann geschah etwas, was es auf dem alten Bahnhof noch nie gegeben hat. Wie im Märchen sahen wir den vermissten Norbert nahen, ein Tablett schwebte auf seinen Händen, gekrönt von sieben Gläsern frischen Schankbieres. Nur ein wenig schnell trinken mussten wir, denn der stramme Pfand für die Gläser gebot eine Rückgabe. Und so fuhren wir guter Dinge zurück und freuten uns über jeden Schauer. Vielleicht vollenden wir noch die abgebrochene Tour, evtl. in zwei Varianten, einmal Voll- und einmal Schonprogramm.
(2,5 Stunden, 80 m ñ, 1100 m ò)


Wegen Dauerregen und Schneefall nicht realisiert:
5. Tag:  Kärlinger Haus - Totes Weib - Niederbrunnsulzen - Lange Gasse - Wasseralm
(5 Stunden, 750 m +, 960 m - )
6. Tag:  Wasseralm - Landtalsteig - Schneibstein - Stahlhaus 
(6 St., 900 m +, 600 m -)
7. Tag:  Stahlhaus - Hoher Göll - Salzburger Steig - Purtscheller Haus 
(7 Stunden, 800 m +, 850 m -)

Teilnehmer: Hartmut Rencker (Leitung), Reinhold Andres, Ingrid und Wolfgang Briese, Hermann Funk, Werner Horn, Norbert Lehr

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