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Vorbemerkungen
La Gomera
nennt sich nicht zufällig ganz offiziell "La isla
amable“, neuerdings auch "naturaleza y magia",
also die liebenswerte Insel bzw. Natur und Zauber. Wilder, rauer
und unerschlossener als Teneriffa und La Palma ist La Gomera
eher für Profiwanderer geeignet, will man sich
nicht auf ein paar ausgetretene Touristenwege beschränken. Es
gibt kaum Infrastruktur, das Bussystem ist sehr dünn, für
Wanderer oft nicht zeitgerecht und die in den Landkarten
verzeichneten Streuweiler bestehen ganz überwiegend nur noch
aus unbewohnten Ruinen. So hat La Gomera in den letzten
Jahrzehnten wegen zunehmender Dürre und Ertragsschwäche
der arbeitsintensiven Terrassenlandwirtschaft fast die Hälfte
seiner Bevölkerung verloren. Damit einher ging ein
baulicher Verfall der Verbindungspfade, teilweise mit
Verwucherung. Inzwischen hat die Inselregierung erkannt, wie wichtig
Wandertouristen sind und hat eine ganze Reihe
von Wegen mehr oder weniger gut gekennzeichnet und hergerichtet.
Dennoch ist Übersicht und Orientierung in oft weglosem,
grobsteinigem und stellenweise auch ausgesetztem Gelände gefragt, weil die
Sanierung noch unvollständig ist oder von der Natur
schon wieder getilgt wird.
Typisch für La Gomera ist seine radiale Topografie. Die höchste
Stelle mit dem 1487 hohen, zumeist eingenebelten Gipfel des
Garajonay, liegt exakt in der Mitte der kreisrunden Insel. Davon
ausgehend strahlen zum Meer verlaufende, durch tief
eingeschnittene Erosionsrinnen (Barrancos) getrennte Rücken
aus, vergleichbar mit den Speichen eines Rades. Bei einer
Umrundung müssen wegen der Unpassierbarkeit der ausschließlichen
Steilküste diese Hindernisse überwunden werden. Wer
belastbar und improvisationsfähig ist, kann sich mit einer
Inselumrundung ein großartiges Erlebnis erschließen. Mit
einigem Geschick kann man die Rucksackschlepperei minimieren und
von einer Unterkunft aus jeweils 2-3 Touren gestalten. Beachten sollte man, dass auf der
nicht von Touristen überschwemmten Insel Deutsch weithin
unbekannt ist. Grundkenntnisse der Landessprache sind äußerst
nützlich.
Quartier
hatten wir in San Sebastián, Playa de Santiago, Chipude,
Alojera und Vallehermoso. Die Übernachtungskosten
beliefen sich regelmäßig auf weniger als 20 Euro bei überwiegend
recht ansprechender Qualität, natürlich keine Wellness-Tempel.
Solcherlei Verirrungen menschlicher Bequemlichkeitssucht mussten
wir beim Durchqueren der Luxusherberge Tecina ertragen. Mit Miniautos auf dem Rasen herumfahrende
Golf-"Sportler" kontrastierten mit der Dürre und
Kargheit der Landschaft.
Ein wenig teuerer als vor 5 Jahren war es schon, aber für
immerhin 10 Tage mitsamt Flug, ziemlich teurer Fähre, Bus,
Taxi, Unterkunft, Verpflegung einschließlich importiertem Wein
gehobener Qualität (man gönnt sich ja sonst nichts),
haben wir insgesamt ca. 600 - 650 Euro ausgegeben, und das bei einem Programm, wie es kein
gewerblicher Veranstalter anbietet. Großes Glück hatten wir
mit dem Wetter. Es hat ein paar Mal nachts geregnet, bei
unseren Wanderungen hatten wir nur einen einzigen leichten
Schauer am letzten Wandertag, den wir aber in einem
Schutzhäuschen abwarten konnten. Und der offenkundig feucht
gewesene Winter hat weite Bereiche der Insel ergrünen und
erblühen lassen.
benutzte Führer:
Bergverlag Rother
Goldstadt
Auf eine exakte Streckenbeschreibung wird verzichtet. Hierzu sei
auf die Führer verwiesen. Die nachstehende Beschreibung gibt aber
nützliche Hinweise zu Besonderheiten in der Landschaft, im
Streckenverlauf und zu den Busverbindungen
Programm:
März 2009
1.Tag Anreise: Mit Ryanair für
163 Euro nach Tenerife-Sur (hin und zurück), dann mit Linienbus für 1,85 zum
Hafen Los Christianos und weiter mit der Fähre (ca. 25 - 30
Euro eine Richtung ! ) nach San Sebastián zu unseren sehr
ordentlichen Apartementos "Miramar" direkt am Eingang
zum Nobelhotel "Parador". Allerdings lag unsere Bleibe
gut 10 Minuten oberhalb des Zentrums in 90 m Höhe, dafür aber
mit Aussicht und allen notwendigen Mini-Läden direkt
nebenan. Unser Vermieter hätte uns unter Nutzung eines Sofas
in einem einzigen Apto. unterbringen können, er wollte aber
etwas verdienen und teilte uns auf zwei Einheiten auf. Wir
genossen den trotzdem preiswert gebliebenen Raumluxus mit zwei
ordentlichen Küchen, die wir dank Fixkoch Hartmut auch kostensenkend
nutzten konnten.
2.Tag, von der Degollada Peraza nach San Sebastián:
Wir nutzten eine der wenigen zeitgerechten Möglichkeiten,
unseren Wanderstart mit dem Bus anzufahren. Zu verdanken ist
diese Verbindung dem sehr umstrittenen, mit EU-Geldern gebauten
Miniflughafen, der nur Inselhüpfen zulässt bei einem
Zeitbedarf, länger als mit der Schnellfähre. Wir fuhren für 2
Euro hinauf auf 950 m Höhe zum Halteplatz "Degollada de
Peraza". Von dort aus führt ein zunächst bequemer und
aussichtsreicher Weg über den Streuweiler Ayamosma zu den drei
verlassenen Häusern von El Magro an der Carretera (Straße).
Die exakte Stelle der Fortsetzung jenseits der Straße war
ebenso unsichtbar wie einfach zu finden. Man stand davor, ohne
dass der Weiterweg ins Auge gesprungen wäre. Ab hier war es
dann mit der Wegemarkierung zuende. Nach den keineswegs
deckungsgleichen Beschreibungen in zwei Führern hangelten wir
uns teilweise weglos durch zu den eigentlich unverfehlbaren nächsten
markanten Fixpunkten Roque de Magro, Roque del Sombrero und
Roque Garcia. Zuletzt galt es, ein durchaus ausgesetztes
Felsband zu einer großen, aussichtsreichen Felsplatte zu überwinden.
Dann an einer handförmigen Felsformation vorbei geht es bald
ziemlich fußstrapazierend
hinunter in den Grund des Barranco Juan de
Vera. Nach einem Stück Weg im Barranco
kreuzt alsbald der von Santiago nach San Sebastián führende Fernwanderweg,
dem wir gefolgt sind. Der Umweg über El Cabrito wäre
uns zu lang geworden. Ab dieser Wegeverzweigung geht es
unverfehlbar mit einigem Auf und Ab zurück nach San Sebastián,
vorbei an der schön gelegenen, weitläufigen aber steinigen
Badebucht Playa de la Guancha. Direkt am Stadtrand mussten wir
das mit einem Tanklager geschmückte Inselkraftwerk passieren.
Einige übergroße Dieselmotore (Schiffsdiesel?) mit richtigen
Blechschornsteinen als Auspuff treiben E-Generatoren an, solange
es noch Öl gibt.
7 Stunden 400 ñ
1350 ò
3.Tag, von Las Casetas über den Stangenpfad nach San
Sebastián:
Unter Ausnutzung der wenigen Busmöglichkeiten
fuhren wir um 9:30 Uhr zum Standardpreis von 2 Euro in Richtung
Hermigua bis zum Haltepunkt Las Casetas in 430 m Höhe. Als Ziel
war an die Cuevas Blancas gedacht (weiße Höhlen), es war aber klar, dass
der Zeitrahmen dies kaum erlauben würde, weil wir auf jeden Fall bis
San Sebastián zurückwandern wollten. Auf einem alten Camino
ging es zunächst ca. 200 m hinauf zur aussichtsreichen
Kammhöhe und dann weiter auf guter Spur bis zur Kehre einer
Forstpiste. Ab hier gibt es mehrere Wegevarianten, nämlich den
Standardweg über die gelben Schichtbänke bis San Sebastián mit
Abzweigmöglichkeit zu den Höhlen. Wir aber wählten eine
leicht abenteuerliche
Abkürzung, den sogenannten
"Stangenpfad". Diese nicht gekennzeichnete Variante
beginnt gleich nach dem Verlassen der Forstpiste an einer ganz unauffälligen Einkerbung im Tuffgestein.
Unter geschickter Ausnutzung von schmalen Bändern und Anlage
von Stufen ist hier ein aussichtsreicher
Pfad in die Steilwand des Barranco de
Majona gelegt. Reste
eines maroden Stangengeländers boten uns bestenfalls visuellen
Halt, eine Berührung war tunlichst zu vermeiden. Nach
vielleicht einem Kilometer Wegstrecke war die luftige Passage
überwunden. Die schöne
Aussicht war unser Lohn. Hier machten wir an einem verfallenen Haus Rast. Es
wurde klar, dass der Weiterweg zu den Höhlen
unseren Zeitplan sprengen würde, also wurde beschlossen, den
anderen Schenkel eines hier einmündenden Dreieckwegs
zurückzugehen. Das war keineswegs einfach. Es zeigte sich
wieder einmal, wie schwierig es ist, entgegen der Richtung einer
Beschreibung zugehen, wenn es sich um wegloses Gelände ohne
erkennbare Spur handelt. Wir wussten aber unsere Zielrichtung
und so gelangten wir rasch auf ein ausgedehntes Plateau, das an einem
Steilabfall ohne erkennbare Wegemöglichkeit endete. Bellenden
Hunden gingen wir aus dem Weg und genau das wäre der richtige
Weg gewesen, um über die Hütten von Jaragán hinunter zum
Fernwanderweg zu kommen. Wir konnten aber in einiger Entfernung
die Fortsetzung unseres Rückwegs erkennen, den wir auf der
Höhe verbleibend problemlos erreichten. Der Rest zog sich dann
eher langatmig hinunter nach San Sebastián.
5 Stunden 400 ñ
800 ò
Anmerkung:
Besser als etwas langatmig nach San Sebastián
zurückzuwandern ist, zu den Höhlen und zum Startpunkt zurück
zu gehen. Allerdings erfordert dies bei der Benutzung des nur
selten fahrenden Linienbusses eine gute Zeiteinteilung.
4.Tag, von Jerdune nach Playa Santiago:
Bequemer als geplant, sollte sich die Tour gestalten. Der
Bus (Flughafenbus wie Tag 2) führte nicht nur zu unserem
Startpunkt sondern direkt weiter zu unserem Ziel. Das verlockte
zwei von uns, deren Namen diskret verschwiegen werden sollten,
das Ziel nicht zu erwandern, sondern gleich hinzufahren. Gelobt
sei die Faulheit, denn so konnten auch die Puristen unter uns
sich der Rucksäcke entledigen und deren Transfer den Bequemen
übertragen. Also ging
es für die drei Unentwegten mit Minimalgepäck wieder von der
gleichen Haltestelle los bis zur Abzweigung nahe Jerdune. Auf
unverfehlbarem, oftmals recht alpinem Weg ging es aussichts- und
erlebnisreich zunächst durch ein felsiges
Revier, später durch
leicht hängige, ehemalige Terrassenlandwirtschaft
immer
abwärts, zunächst durch frisch ergrüntes Gelände, das aber
immer karger und dürrer wurde. Eindrucksvoll waren die
aufgegebenen Casas Contreras mit einem stolzen Herrenhaus. Auch der von Hartmut bei einer früheren Testtour
probegeschlafene Strohschuppen, oder was noch übrig
war, wurde
besichtigt. Ab hier wurde die Strecke öder und zog sich arg
hin, unterbrochen von der wie ein grünes Geschwür in der
Dürre liegenden Nobelherberge Tecina, bis nach Playa Santiago,
unserem nächsten Quartier in der Pension La
Gaviota. Das ideal
gelegene Haus war komplett renoviert, die Zimmerchen ordentlich
und preiswert, aber arg eng.
5:30 Stunden 250 ñ
1200 ò
Anmerkung:
Anstatt der Touren des 2. und 4. Tages empfliehlt sich
deren Kombination, beginnend bei Jerdune hinunter nach
San-Sebastián. Diese Variante vermeidet zugleich den etwas
unübersichtlichen Wegeverlauf im mittleren Drittel der ersten
Tour mit gerölligem Steilabstieg und das langatmige letzte
Drittel des 4. Tages über die Nobelherberge Tecina.
5. Tag, von El Rumbazo über Targa, Alajeró, Imada,
Barranco de Guarimiar zurück nach Playa Santiago:
Um einen längeren Anmarsch auf einer Fahrstraße abzukürzen, nutzten wir ein Taxi
bis El Rumbazo. Die Gunst des Augenblicks bescherte uns nur ein
einziges Taxi, in dem wir sardinengleich alle Platz fanden, also
unser Schwergewicht vorne, die drei dünnen und ein
Mittelgewicht im Fond. Das Auto hat es überstanden und wir
auch. Der Preis war wohl etwas an der Zuladung orientiert, aber
mit "stolzen" 12 Euro für die Fuhre absolut in
Ordnung. Fast 500 m ging es in einer unüberwindlich
erscheinenden Steilwand hinauf nach
Targa. Ein Meisterwerk des
Wegebaus machte den Aufstieg völlig problemlos. Der Abstecher
zum Aussichtspunkt Roque de los Moros fiel der Bequemlichkeit
zum Opfer. Es ging direkt weiter, teilweise über wenig befahrene Straßenabschnitte bis zum
Weiler Imada mit der unvermeidlichen Einkehr. Ab hier beginnt
ein zunächst harmloser
Abstieg, der dann ebenso abenteuerlich
wie perfekt trassiert durch die senkrechten Wände des Barranco
de Guarimiar wieder nach El Rumbazo hinunterführt. Der Rückweg
über die zuvor mit Taxi zurückgelegte Strecke zog sich dann
noch eine gute Stunde hin.
6 Stunden 700 ñ
870 ò
6.Tag, komplette
Umplanung, von Chipude zum Garajonay:
Kein Rucksack musste bisher geschleppt werden und dieser Komfort
durchkreuzte Hartmuts Kreise, der eigentlich eine knorrige
Gepäck-Tour
von Alajeró über Magaña, Casas de la Negra, Erquito nach Chipude
geplant hatte. Mangels Busanschluss vor Ort
ging es wild entschlossen in einer dreiviertel Stunde mit
Gepäck hinauf zum nahen Flugplatz zu dem einzigen passgerechten
Bus, der uns über eine traumhaft schöne Strecke zu unserem
nächsten Quartier nach Chipude brachte. Quartier hatten wir im unter
Wanderen beliebten Hotel
Sonia.
Damit war die geplante Rucksacktour geplatzt.
Vorturner Hartmut wird es schon irgendwie richten. Und natürlich hatte
er einen Notnagel im Sack. Nach Ablieferung
des Gepäcks startete sogleich die Alternativtour über Pavón,
Igualero auf den Garajonay. So schön der Tag begonnen hatte,
bildete sich doch bald Staubewölkung, die unsere Aussicht auf
dem Panoramaweg zum Garajonay zunächst nur wenig
beeinträchtigte, allerdings war der Gipfel dann doch
eingehüllt, wie nahezu alle Tage. Die mangelnde Aussicht wurde
durch besonderen Blütenreichtum ausgeglichen. Auf dem Rückweg hat uns dann
eine auffällige Bodenmarkierung etwas in die Irre geleitet. Ein
schlitzohriger Gomero lenkte die Touristen vom egentlichen
Wanderweg weg
zu seinem Weinstand. Mit Spürsinn improvisierten wir dann den
restlichen Rückweg nach Chipude
4:30 Stunden 400 ñ
400 ò
Anmerkung:
Wegen der nach meist klarer Nacht sich in den Vormittagsstunden aufbauenden Staubewölkung sollte der Garajonay
möglichst früh auf dem
kürzesten Wege bestiegen und dann für den Abstieg der längere
Panoramaweg über Igualera und Pavon gewählt werden.
7.Tag, über Arure, La Mérica nach La Playa (Valle
Gran Rey)
Einziges Problem in der Wegefindung war der Start. Wir sahen
unseren Weiterweg im Talgrund, nur gab es keinen direkten
Zugang. Zur Vermeidung eines vermeintlich langen Hakens haben wir uns zeitsparend
aber etwas weglos in einer Wasserrinne hinuntergehangelt. Unten
sahen wir dann den richtigen Weg. Ab Talgrund war alles durchgängig markiert.
Auf aussichts- und abwechslungsreichen Wegen erreichten wir
über die Weiler El Cercado und Las Hayas mit Blicken ins Valle
Gran Rey den eigentlichen
Startpunkt Arure mit dem viel begangenen Höhenweg oberhalb der
bizarren Steilküste. Ein Schmankerl war der Abstecher zum
Aussichtspunkt Riscos de la Mérica. Alsdann ging es mit kaum
weniger reizvollem Tiefblick auf die ganze Region Valle Gran Rey
in "tausend" gerölligen und sonnendurchglühten Serpentinen 600 Höhenmeter
hinunter zum malerischen Nest La Calera und noch ein Stück
weiter bis La Playa. Eine fremde Welt mit Strand,
musizierenden
Aussteigern, Bequemtouristen, deutschem Bier, Haxen
usw. erwartete uns. Bis zur Rückfahrt mit dem einzigen Bus um 16:00 Uhr verbrachten wir noch eine knappe Stunde in
einem Strandcafé.
6:15 Stunden 400 ñ
1300 ò
8.Tag, Besteigung der
Fortaleza,
von Arure nach Alojera:
Die Tageseinteilung war durch die Möglichkeiten der
spärlichen Busverbindungen vorgezeichnet. Als unausweichliche
Pflichtübung stand die in einem Teilbereich durchaus alpin
ausgesetzte Besteigung des Hausbergs La Fortaleza an. Nach
harmlosem Anmarsch waren etwa 50
grobfelsige Höhenmeter und vielleicht 300 Meter Distanz zu überwinden, allerdings leidlich präpariert mit
genügend
Steighilfen in Gestalt von gemauerten Stufen. Dennoch war es
kein Spaziergang, sondern eine leichte Turnübung mit einem
Stück aussichtsreichem
Grat.
Dieses "Vorspiel" überbrückte die Zeit bis zur
Abfahrt des schon zwei Tage zuvor vom Flugplatz aus genutzten Kleinbusses,
der uns zum Startpunkt Arure brachte. Ohne Bus hätten wir den gleichen Weg wie am Vortag
laufen müssen. Der hoch über der Steilküste gelegene, sehr
tiefblickreiche Weg brachte uns in nur 2:30 Stunden bis zu
unserem nächsten Quartier bei Sr. Ossorio nach Alojera. Der Abstieg vom wunderbaren
Panoramaweg hinunter nach Alojera ist zwar total harmlos,
erforderte
aber durch unangenehmen Rollkies Konzentration. Ziemlich
früh waren wir am Ziel, aber das tat uns richtig gut. Wir
"residierten" in einem sehr geräumigen
Block-Gartenhaus mit Küchenzeile und großer Sonnenterrasse.
Selbstversorgung mit Wein, Spaghetti, Salat usw. war angezeigt.
Diese Tour war neben dem kurzen Anstieg zum Flugplatz am 6. Tag
die einzige Strecke mit vollem Gepäck.
2:00 Stunden 200 ñ
200 ò
2:30 Stunden 100 ñ
500 ò
9.Tag, Arguamul, Mondlandschaft, Buenavista,
Vallehermoso:
Des Rucksacktragens entwöhnt, mochte keiner seinen
Hausstand für die nächsten 6 Stunden durch die Gegend wuchten
und so leisteten wir uns den Luxus eines bezahlten Transports,
den unser Vermieter für uns arrangierte. Wir bezahlten
ungefähr den Preis eines Taxis, obwohl sicherlich ein
Dorfbewohner unser Gepäck als Beiladung mitnahm. Die Weittour
über Tazo nach Vallehermoso begann trotz schöner Rückblicke zunächst etwas karg und
langatmig, aber auch diese öde und ausgebrannte Seite von La
Gomera gehört zum Gesamtbild. Im unübersehbar von
Wochenendsiedlern bewohnten Nest Tazo fehlt leider eine
Unterkunftsmöglichkeit. Und die von Hartmut vor 7 Jahren bei
einer Testtour probegeschlafene Gartenhausbaustelle war längst
fertig und verriegelt, bot uns aber Anlass für eine Pause.
Weiter ging es immer noch auf der guten Fahrpiste und zuletzt
auf einer hoch über der Küste gelegenen
Erschließungsstraße zu dem in einen
Steilhang geklebten Weiler Arguamul. Über den einzigen steilen Ortsweg
ging es hinauf und nach den letzten Häusern weiter bis zur
Höhe mit der Ermita Santa Clara (600 m). Ab hier beginnt ein
abwechslungsreicher, geologisch bunter, fast ebener Panoramaweg
durch die sogenannte Mondlandschaft mit Tief- und Fernblicken
nach La Palma und Teneriffa. Eindrucksvoll waren auch die
Ausblicke auf die ehemalige mühsame Terrassenlandwirtschaft.
Die Bequemlichkeit hat aber am
Mirador Buenavista mit Blick über die zerklüftete Steilküste
bis nach Teneriffa ein Ende. Ähnlich wie bei der Tour 7 mussten
die Höhenmeter bis auf Null abgebaut werden. Der
aussichtsreiche Serpentinenpfad war an keiner Stelle ausgesetzt,
machte aber heiße Füße; mit Rucksäcken wäre das ein Stück
heftiger geworden. Unten angekommen, gingen wir nicht gleich die
lange Stichstraße nach Vallehermoso, sondern noch ein kurzes Stück zur
Bucht mit einer ehemaligen Verladestation und einer Wirtschaft.
Der Weiterweg über die sich doch ziemlich hinziehende Straße konnten wir durch einen neu
ausgezeichneten Wanderweg angenehm auflockern. Nach einer
weiteren Stunde waren wir dann an der Plaza des Ortes angelangt,
nur wenige Meter von unserer letzten Unterkunft entfernt. Es
handelte sich um ein altes, nobel gewesenes Herrenhaus aus
besserer Vergangenheit, das in der Zeit stehen geblieben ist. Es war
unsere einfachste, aber typischste und würdigste Unterkunft.
Der Vermieter, offenkundig ein übrig gebliebener, etwas
wunderlich wirkender Junggeselle mit resoluter Mutter war der
einzige sprachkundige Mensch, Kenner mancher Wege und aller
Busfahrpläne, Besitzer eines Computers und eines Faxgeräts.
Wegen des arg einfachen Kochgeschirrs zierten sich unsere
"Damen", sich von Hartmut vernünftig versorgen zu
lassen und so gingen wir ins Wirtshaus. Eine gute Alternative war das
nicht.
7 Stunden 800 ñ
700 ò
10.Tag,
Roque Cano, Centro de Visitantes, Eycaliptoweg, Agulo:
Um die Umrundung zu komplettieren, stand der neu
ausgezeichnete Fernweg nach Agulo an, mit Rückblick auf Vallehermoso
und die umgebenden
Berge, vorbei am Roque
Cano,
über Las Rosas zunächst zum interessanten Besucherzentrum.
Eigentlich hatten wir die Absicht, über die ausgesetzte
"Rote Wand" nach Agulo abzusteigen, wegen Nässe und
zuvor erlebter glitschiger Stellen wollten wir aber am letzten
Wandertag kein Risiko eingehen und entschieden uns für den
ungefährlichen Eucalipto-Weg. Vor lauter Wegen
hatten wir
etwas Mühe, den Einstieg zu finden. Leichtsinnigerweise fragten
wir die Wirtin eines Kiosks, die uns prompt falsch schickte,
nämlich auf den Asphaltweg zum Mirador Abrante anstatt auf den
viel schöneren Wanderweg. Der Fehler wurde uns sehr bald klar
und von uns zielsicher repariert. Und so fanden wir doch noch unseren
richtigen Weg, der uns wiederum über allerhand Höhenmeter
hinunter führte. So gut der Weg war, das leicht nasse
Katzenkopfpflaster verlangte volle Konzentration. Agulo
wird als der schönste Ort von La Gomera bezeichnet. Die
trifft sicherlich zu, denn es handelt sich nicht um die sonst
üblichen Streusiedlungen sondern um eine Ortschaft mit mehreren
kleinen geschlossen bebauten Verdichtungen, vielleicht
vergleichbar mit dem malerischen La Calera. Wegen des unvermeidlichen
Wirtshausbesuchs zum Bierfassen kam plötzlich Sorge auf, ob wir
den einzigen Bus des Nachmittags noch erreichen. An der
Haltestelle verhieß uns ein veralteter Fahrplan, den Bus
verpasst zu haben. Lange Gesichter gab es, nur einer war
zuversichtlich, nämlich Hartmut als Kenner aller falschen und
richtigen Fahrpläne. Und so kam denn auch nach wenigen Minuten ein
Bus, der mehr nach buntem Touristenschiff als nach Linienbus
aussah. Mit einem Sprint zur Kontrolle der Identität des Busses war dann der
Tag gerettet. Abenteuerlich war die Fahrt über die in die Berge
der Steilküste geklebte Straße. Vor dem noch gar nicht
lange zurückliegenden Bau der Straße gab es nur Maultierwege.
Der abendliche Wirtshausbesuch war dann wieder ein Reinfall. Geschieht
den Teilnehmern recht so, die sich zu fein waren, sich von
Hartmut bekochen zu lassen.
6 Stunden 700 ñ
700 ò
11. Tag, Abreise.
Wir mussten schon um 7:00 Uhr mit dem einzigen zeitgerechten
Bus nach San Sebastián. Für 15 Kilometer Luftlinie oder 38
Kilometer Fahrstrecke brauchten wir fast 1:30 Stunden und
erreichten so pünktlich die Fähre um 10:30. Die nächste
Fähre um 16:00 Uhr wäre für uns zu spät gewesen. Für über
30 Euro (Senioren etwas billiger) brachte uns dann die
Schnellfähre mit mehr als Tempo 60 in nur 45 Minuten nach Los
Christianos. Ein Schock erwartete uns. Heerscharen von
barbäuchigen, adipösen Menschen, Architekturkitsch
ohne Ende, Pubs mit "Ham and Eggs",
norwegischem Lachs, thailändischen Langostionos,
vietnamesischem Pangasiusfisch, Viktoriabarsch aus Kenia, Sauerkraut, Eisbein und
McDonald-Frikadellen begleiteten uns. Ziemlich angewidert fuhren
wir dann viel zu früh mit
dem von Hartmut wieder eigens sekundengenau herbeigezauberten
Linienbus zum Flugplatz. Der Rückflug mit Ryanair war wieder
superpünktlich, die Fluggäste eher gewöhnungsbedürftig.
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