Küste bei Almaciga Guajara (2715 m) Postkartenmotiv Mondlandschaft Playa de Masca (Steg bei Winddruck überspült)
Blick vom Teidegipfel

Teneriffa

Blick oberhalb Los Silos
Teide von El Portillo Krater Pico Viejo (3072 m) Durchmesser 800 m Teide-Eier (wie Schneebälle aus der Lavazunge herausgerollte Kugeln
Anagaküste (Roque dentro) Mascastraße Gartenblumen Mascaschlucht Steilküste zwischen Masca und Los Gigantes

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Teneriffa alpin vom 28.11. - 12.12.2001
Gipfelglück im Morgengrauen in 3718 m Höhe


Trotz der in der Ausschreibung hervorgehobenen Anforderungen wunderte sich mancher Teilnehmer, welche konditionellen und alpinen Ansprüche Teneriffa stellt. Allerhand Höhenmeter waren zu bewältigen, dazu ausgesetzte Stellen, weglose Abschnitte und bizarres Blockwerk. Viele Touren mussten abgekürzt werden, auch wegen der Pausenfreudigkeit der Gruppe. Die Anfahrten dauerten regelmäßig länger als eine Stunde, bei Höhenunterschieden von 1000 bis über 2500 Metern je Fahrtrichtung kein Wunder.

Typisch für Teneriffa ist, dass es keine brauchbaren Karten gibt, keine Wegemarkierungen (Nachtrag 2007: inzwischen einige Strecken gut hergerichtet und markiert ! ), ein Labyrinth von Ziegenpfaden und nicht selten Steinmännchen in die falsche Richtung, errichtet von verirrten Wanderern, die sich richtig wähnten. Einiges wurde von uns korrigiert. Gänzlich atypisch war das Wetter und entsprechend schwierig die tagesaktuelle, dem Wetter angepasste Tourenwahl. Der sonst vorherrschende, ruhige Nordostpassat mit dem einem Saturnring ähnlichen Wolkenstau fehlte gänzlich. Stattdessen gab es überwiegend umgelenkte und erwärmte Polarluft aus Südwest mit rasch wechselnden Wolkenbergen, durchaus ein Vorteil, denn die Nebelwaldzonen mit Baumheide, Lorbeer und langen Bartflechten waren frei und die Sicht ungewöhnlich gut. Nur einmal erwischte uns am Ende einer Tour ein blitzartig aus fast heiterem Himmel heraufgezogener Stauregen. Zwei Tage hatten wir "tiempo sur" (Saharawind) mit Tagestemperaturen von 30°. Und auf Seehöhe war es alle Tage schwül-warm bis in die Nacht.

Alle Touren exakt zu beschreiben, würde den Rahmen sprengen, aber einige Besonderheiten seien hervorgehoben. Manches Problem war zu meistern. So musste nach einem Sturz an kritischer Stelle eine abenteuerliche Rettung durchs flache Wasser auf ein Boot improvisiert werden (Tour 4). Fast wäre auch die bereits von Deutschland aus bestellte Bootsfahrt (Tour 6) ins Wasser gefallen. Ungewöhnlich hoher Wasserstand durch Winddruck und aufkommender Seegang an sonst ruhiger Stelle erforderte Springen auf das kleine, nicht ruhig zu haltende Schiff. Einmal war wegen einer falschen Telefonnummer kein Bustaxi zu bekommen (Tour 7). Freundliche Tinerfeños halfen uns aus der Verlegenheit und brachten uns  zum nächsten Busbahnhof. Und zwei Feiertage mit ausgedünntem Busfahrplan mussten auch noch berücksichtigt werden.

Auch formale Schwierigkeiten galt es zu überwinden. Die Übernachtung in einer unbewirtschafteten, aber beaufsichtigten Hütte bedarf der korrekten Einhaltung des Dienstweges. Trotz Voranmeldung und Bestätigung stellte sich erst vor Ort heraus, dass bei seiner Exzellenz, der kanarischen Naturschutzbehörde Cabildo insular, bereits zwei Monate vor dem letztlich wetterabhängigen Termin die Genehmigung für einen festgelegten Tag beantragt und im Voraus bezahlt werden muss. Nach zähem Kampf, sprachlich unterstützt von unserer resoluten Wirtin, öffnete unsere Mitgliedschaft in der Asociación alpina alemán den Zugang zum Lager, und das sogar zum Sonderpreis von nur 6,-- DM. Ausgestattet mit den nötigen Papieren wurde uns dann tatsächlich Einlass in der mit einer Innentemperatur von molligen 6 Grad aufwartenden Hütte in 3260 m Höhe gewährt. Das Wasser war eingefroren, aber die Federbetten in hygienischem Schwarz nach längerer Aufheizzeit backofenwarm.

Wegen unserer zeitigen Ankunft auf der Hütte (Tour 9) sind wir dann noch ca. 100 Höhenmeter auf teilweise vereistem Weg angestiegen, um eine entgegen den Angaben im Führer nicht markierte Eishöhle zu suchen. Gleich zweimal sind die Eiligen am unsichtbaren Zugang vorbeigelaufen, nur Hartmut hat die ausnahmsweise nicht probebesichtigte Höhle erspäht und wegen 10 Minuten Suchen vom weitaus "wichtigsten" Mann der Gruppe noch verbale Prügel bezogen. Gelohnt hat sich der kleine Abstecher nicht. Die von einer vulkanischen Gasblase geformte Höhle von der Größe einer Scheune war als Ergebnis des kaum ausgeklungenen Sommers fast eisfrei. Sehr interessant und weltweit wohl einmalig waren aus einem steilen Lavageschiebe wie nasse Schneebälle herausgerollte und dabei immer dicker gewordene Basaltkugeln von ca. 5 m Durchmesser. Bemerkenswert auch die vielen glasartigen Obsidiane in diesem Bereich als Hinweis, dass dünnflüssige Lavaspritzer unter arktischen Verhältnissen (Eiszeit) blitzartig erstarrt sein müssen.

Am nächsten Morgen, noch in der Dunkelheit, ging es bei angenehmer Windstille und nur leichten Minustemperaturen weiter aufwärts zum offiziell gesperrten, um diese Zeit aber noch nicht bewachten Gipfel (Tour 10). Eisplatten in den Schattenlagen, ein Mangel an funktionierenden Taschenlampen und auch die dünne Luft machten unser Häuflein recht langsam. Und so erlebten wir den Pico del Teide mit stolzen 3718 m Höhe im Sonnenaufgang. Eindrucksvoll der dreieckige Schattenwurf und die Inseln Gran Canaria, La Gomera und schemenhaft El Hierro und La Palma am Horizont. Auffallend waren die seit dem letzten Jahr zahlreicher und intensiver gewordenen Fumarolen im Bereich des gesamten Gipfelaufbaus als Hinweis auf sich möglicherweise anbahnende Aktivitäten.

Eine unangenehme Überraschung gab es dann beim Abstieg. Wir wollten unsere Getränkevorräte an der bei der Vortour noch existierenden Verkaufsbude der Bergstation der Seilbahn ergänzen, aber aus Gründen des Naturschutzes war diese bis auf eine Toilette stillgelegt. Trotzdem sind wir guter Dinge weiter gezogen, den 800 m messenden und ca. 500 Höhenmeter unter uns liegenden Nebenkrater Pico Viejo als Ziel mit anschließend geplantem Leichtabstieg mit Abfahrten über steile Bimsfelder bis zu einer Straßenkreuzung mit der einzigen Busverbindung gegen 16:15 Uhr. Zuvor galt es, ein großes, absolut wegloses, bizarres, schwarzes Geschiebebasaltfeld mit kippeligem Blockwerk auf Sicht zu überwinden. Es ist uns gelungen, immer wieder Steinmännchen zu finden und uns fadengenau bis zum Beginn der dann wie ein Spazierweg einladenden Spur durchzuschlängeln. Dann aber kam Verdruss auf. Vom weglosen Abstieg genervt, behagte einem die lange Busrückfahrt um die halbe Insel herum nicht. Eine andere Abstiegsmöglichkeit zu einer Haltestelle in die Gegenrichtung wurde energisch eingefordert. Eine solche, wesentlich längere und schwierigere Möglichkeit deutete der Führer ohne Wegebeschreibung an, dazu noch von einem anderen Startpunkt ausgehend. Der mehrmalige Hinweis, besser den nunmehr leichten, probegewanderten, landschaftlich reizvollen und geologisch interessanten Normalweg fortzusetzen, vermochte nicht zu überzeugen und schon ging es bergab. Dieser "Abkürzer" hatte es in sich. Ein zwar ungefährlicher, aber sehr rauer und endloser Schlauch über mehr als 1000 Höhenmeter. Immerhin haben wir gerade noch den bevorzugten Bus erreicht und sind so zwei Stunden eher ins Wirtshaus gekommen.

Teneriffa erlaubt in der Tat nur metergenau in beide Richtungen probegewanderte Touren oder flexible Leute, die auch einmal eine Improvisation ertragen. Schlaglichtartig wurde dies bei der harmlosen Spaziertour 13 deutlich. Hartmut setzte die Gruppe am Weiler Afur in nur 200 m Höhe ab, mit der Anweisung, den Rest des Tales auf bezeichnetem, viel begangenem Touristenweg bis zur Küste abzusteigen und dann auf dem einzigen Weg oberhalb der Steilküste weiterzuwandern. Ein "unfehlbarer" Teilnehmer, der diese Tour schon einmal gegangen war, übernahm selbstsicher die Gruppe und verirrte sich prompt in einen Ziegenpfad. Zwischenzeitlich kutschierte Hartmut den Kleinbus die Berge hinauf und wieder hinunter zur Abholstelle. Endlich konnte es H. einmal so richtig laufen lassen und eilte der Gruppe entgegen, die er fast noch am Beginn der Wanderung bei der unvermeidlichen Pause antraf. Nach restlicher Wanderung auf Panoramaweg über der Steilküste bis Taganana mit Weiterfahrt über viele Aussichtspunkte klang der Tag dann im probegegessenen Fischerlokal Rincon de Anaga am Ende der Welt in Igueste de San Andres aus. Mit Ausnahme der letzten beiden Tage legten wir alle Anfahrten für ganz wenig Geld mit Linienbussen zurück.

Tourenübersicht
Standort Puerto de la Cruz, Schnäppchenquartier Don Candido. Die Zeitangaben gelten nur für die Touren ohne Busfahrten.

1. Tag (Anreisetag)Spazierwanderung zur schwarzen, einem Amphitheater ähnlichen Bollulo-Bucht und zum hoch über der Steilküste liegenden Cafe Vista Paraiso mit wunderschöner Aussichtsterrasse, Rückfahrmöglichkeit mit Bus 
(2 x 1,5 St.  200
ñ  200ò)

2. Tag:  Leichter, in der Länge variabler Aufstieg von der Küste zu den Bergdörfern im Anaga-Gebirge:
Punta Hidalgo – Chinamada – Mirador de Aguaide – Las Carboneras – Taborno – (Roque de Taborno ausgelassen) – Afur 

(5 St. 1100
ñ  900ò)

3. Tag:  Aussichtsreiche Kammwanderung auf der Wetterscheide in ca. 1000 m Höhe:
Cumbre de Erjos – Kleiner Gala (Aussichtsberg 1300 m) – Cumbre de Bolico – La Tabaiba – Teno alto – (Risco-Steig ausgelassen wegen plötzlich einsetzendem Regen) – Bustaxi nach Buenavista 
(4 St. 500
ñ  800ò)

4. Tag:  Aussichtsreiche, teilweise sehr unübersichtliche, in einem Abschnitt ausgesetzte Tour:
Igueste de San Andres – Semaforo – Playa de Antequera  –Igueste  
(5 St.  1000
ñ  1000ò)

5. Tag:  Leichter Aufstieg auf guten Wegen zum Konditionsaufbau von 1150 m auf 2300 m:
La Caldera – Montaña Limon – Corral del Niño – (Cerillar – Abreo ausgelassen) – Fahrstraße – El Portillo  (5 St.  1200
ñ  350ò) auch in Gegenrichtung möglich

6
. Tag:  Beeindruckender Abstieg durch eine bizarre, bis 800 m tiefe Schlucht zur Küste mit Badegelegenheit und anschließender Bootsfahrt entlang der Steilküste:
Santiago del Teide – Bergstraße bis Masca – Barranco de Masca – Boot – Los Gigantes 
 
(4 St.  150
ñ  1050ò)

7.Tag:  Leichtes Höhentraining, Überschreitung des Guajara (2715 m):
Parador – Degollada de Ucanca – Guajara – Degollada de Guajara – Mondlandschaft (schwarze und gelbe Winderosionen)– Jugendlager Madre del Agua – mangels Taxi improvisierter Transport zum Busbahnhof nach Granadilla  
(5 St.  850
ñ  1200 ò)

8.Tag:  Eindrucksvolle, unvollendete Rundwanderung über der Steilküste der Anaga-Berge:
Almaciga – Bermejo – Las Palmeras – Faro de Anaga – Montaña Tafada – (Roque Icoso – Cabezo de Tejo – Almaciga wegen Leistungsschwäche einiger Teilnehmer ausgelassen) – Chamorga  
(4,5 St. 900
ñ  450ò) In umgekehrter Richtung als komplette Rundwanderung schöner, dann aber 6,5 St. und mehr Höhenmeter 1300 ñ 1300 ò

9.Tag: Erster Höhentest:
El Portillo – Montaña blanca – Refugio altavista – Eishöhle – Refugio altavista – Lagerübernachtung auf 3260 m !  
(6 St.  1700
ñ  200ò)

10. Tag: Härteprüfung:
Weiterer Aufstieg in Dunkelheit – La Rambleta – Sonnenaufgang auf dem Pico del Teide 3718 m ! – La Rambleta – Mirador Pico Viejo – wegloser Abstieg durch bizarres Blockwerk – (Pico Viejo und leichter Restabstieg bis Boca de Tauce ausgelassen) – mühsamer Querabstieg zur Straße 
(7 St.  500
ñ  1800ò)

11. Tag: Aussichtsreicher, leicht ausgesetzter Steilaufstieg in den Teno-Bergen  (Rest der wegen Regen abgebrochenen Tour 3 gegenläufig):
Buenavista – Risco-Steig – Roque el Toscon – Teno alto – La Tabaiba – (Fortsetzung nach Masca ausgelassen, weil kein Bus am Feiertag) – Las Portelas.  Auf der Rückfahrt Unterbrechung im bei Tagestouristen beliebten Garachico
 
(4 St.  950
ñ  300ò

12. Tag: Erholungsprogramm zur Knie- und Fußregeneration mit nur noch halber Truppe:El Portillo – Parador
(4 St.  150ñ  150ò)

13. Tag: Große Inselrundfahrt mit vielen Aussichtspunkten:
La Laguna – Anaga-Berge mit leichter Wandereinlage: (Afur – Playa del Tamadite – Taganana  2,5 St. 
400ñ  400ò) – El Bailadero – Igueste, hier Fischerlokal 

14. Tag: Inselrundfahrt mit vielen Aussichtspunkten:
La Laguna – Cumbre dorsal – Las Cañadas mit leichter Wandereinlage: (Umrundung Roques de Garcia  2 St.  100
ñ  100ò) – Boca de Tauce – Chio – Puerto de Erjos – Mirador Garachico – Icod 

Teilnehmer: Werner Elbert, Leonhard und Marianne Kremer, Dr. Sabine Lehnicke, Wolfgang Reinhard, Hartmut Rencker, Jürgen Schieler, Siegfried Vogt.

Wer hat Lust auf volles Programm ohne Abkürzungen? Nur für wirklich Leistungsstarke mit Gruppengeist, guter Kondition, Trittsicherheit und ausreichender Schwindelfreiheit geeignet.  Bei genügend Interesse auch Leichtprogramm für "Normalos" auf Teneriffa möglich, 
auch La Palma (teilweise anstrengend)
oder Rucksackumrundung von La Gomera (anstrengend)
Mehr Information in der Übersichtsseite

Blick vom Cumbre de bolico Refugio altavista (3260 m) Los Hermanos / La Punta Blick vom Guajara Llano de Ucanca
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