Elektromobilität – eine fragwürdige Illusion


Die heranziehende Elektrozeit kann uns nicht die gewohnte Mobilität bewahren, jedenfalls werden mit einer einzigen Batterieladung niemals schwergewichtige Monster mit
Tempo 160 oder mehr ohne zeitraubendes Nachladen oder Batteriewechsel von München nach Berlin bewegt werden können.

Derzeit bewegen wir uns mit den fast perfekten Energieträgern fort, nämlich den hoch energiehaltigen und leicht handhabbaren Flüssigtreibstoffen Benzin, Diesel oder Kerosin. Bio-Alkohol oder Palm- bzw. Rapsöl sind keine Alternative. Die herkömmlichen Flüssigtreibstoffe kommen dem brisantesten Energieträger Wasserstoff sehr nahe ohne dessen Probleme zu haben, wie die Notwendigkeit der Ultratiefkühlung auf unter minus 253° oder schwergewichtiger und voluminöser Hochdruckbehälter, die bei bis 700 bar Druck nur gasförmigen Wasserstoff speichern können. Wegen der Besonderheiten des "Tripelpunktes" lässt sich Wasserstoff im Gegensatz zu Autogas aus Propan und Butan nicht durch Druck verflüssigen. Tiefstkühlung ist in Fahrzeugen nicht sinnvoll realisierbar und Hochdrucktanks erinnern an Bomben. Auch erfordern Elektrolyse, Komprimierung, Transport und Lagerhaltung Lagerhaltung viel Energie. Der Einsatz von Wasserstoff direkt im herkömmlichen Hubkolbenmotor ist wegen ungünstiger Flammeigenschaften nicht möglich. Also allenfalls Brennstoffzellen mit den Nachteilen wie Vorheizen auf Betriebstemperatur, schlechter Effizienz, hoher Kosten, geringer Lebensdauer und der Notwendigkeit von Boost-Batterien für Leistungsspitzen wie Beschleunigen. Also bleiben nur chemische Stromspeicher, auch Batterien genannt. Diese verfügen bei allen nur denkbaren Fortschritten in der Speicherungstechnik immer über ein erhebliches Eigengewicht bei eher geringen Kapazitäten, langen Ladezeiten, einer begrenzten Lebensdauer und hohen Herstellungskosten.

Die Zukunft der privaten Mobilität wird durch einen bescheidenem Radius bestimmt sein, also Stadt- und Nahverkehr, allenfalls ausdehnbar durch extreme Gewichtsreduzierung des Vehikels unter Inkaufnahme von Komfortverlust. Aber man willl weder auf Heizung noch Klimanlage, Sitzheizung und Schnickschnack verzichten. Schwergewichtige Batteriesätze bis 650 kg (Porsche-Taycan) müssen energieaufwendig mitgeschleppt, beschleunigt und verzögert werden. Stichwort Massenträgheit. Auch die gepriesene Hybridtechnik bringt nur bei viel Bremsbetrieb Vorteile, auf ebenen Langstrecken gar nichts oder wegen des Mehrgewichts sogar Nachteile. 

Die Alltags-Untauglichkeit der Batterietechnik hat die Ende Oktober 2010 gefeierte Langstreckenfahrt eines Leichtbaufahrzeugs (alter Audi A 2 aus Aluminium) mit höchstens Tempo 90 bewiesen. Für 600 km brauchte man 300 kg Batterien, bei Benzinbetrieb hätte es unter vergleichbaren Bedingungen allenfalls 25 kg Treibstoff bedurft. Bei heute gängigem Fahrbetrieb mit Klimaanlage, Heizung, Sitzheizung, jeder Menge schwergewichtiger Lautsprecher, Fensterheber, adipöser Insassen, Gepäck und ordentlichem Tempo wäre locker der doppelte Batteriebedarf fällig gewesen, also 600 kg auf einem Anhänger oder in einem tonnenschweren Stadtpanzer?
Für Euphorie besteht kein Anlass.

Dennoch hat eine Erfolgsstory längst ganz lautlos angefangen. Das Fahrzeug muss vor allem leicht und schmal sein mit wenig Luft- und Rollwiderstand. Alle diese Bedingungen vereint das immer mehr Verbreitung findende Elektrofahrrad auf sich. So oder ähnlich wird die elektromobile Zukunft im Alltag aussehen. Die größte Erfindung der Menschheit ist das Fahrrad, das mit minimalstem Aufwand das Märchen von den Siebenmeilenstiefeln wahr werden lässt.

Hartmut Rencker,  55127 Mainz
 
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