Alpspitze - Zugspitze -
Hohe
Munde
Alpspitze (2629 m):
von der Höllentalangerhütte (1381 m) über Rindersteig,
Nordwandsteig, Schöngänge und zurück
(teilweise versichert, ca. 5 Std., Abstieg identisch mit Aufstieg)
Zugspitze (2962 m):
von der Höllentalangerhütte
über Höllentalanger, Höllentalkar, Höllentalferner und
Südwand zum Gipfel (Klettersteig Kategorie1, 5 - 6 Std.)
Abstieg über Zugspitzplatt zur Knorrhütte 2051 m (weitere
2 - 3 Std.)
Übergang in das Gaistal:
von der Knorrhütte durchs Gatterl zur Gaistalalm 1366 m
(3-4Std.)
Hohe Munde (2592 m):
von der Gaistalalm über Niedere
Munde - Sattel, Westgrat zum West- und schließlich zum Ostgipfel (Teilweise
leichter Klettersteig, 5 - 6 Std.)
Abstieg über Ostrücken zur Rauth-Hütte 1605 m (weitere 2 Std.)
MEHR TURNEN ALS WANDERN
1. Tag:
Die von Holger Rech als anspruchsvoll ausgeschriebene Tour übertraf
alle erwarteten Anforderungen. Für manchen Teilnehmer war das eine
Grenzerfahrung: konditionell, alpin oder beides. Um so größer war das
Erfolgserlebnis! Und bis auf einen Teilnehmer, der sich wegen
gesundheitlicher Unpässlichkeit auf ein Schonprogramm zurückzog, haben
alle durchgehalten.
Angereist sind wir mit dem Nachtzug nach München. Schlaferfolg zwischen
Durchgewacht und Durchgepennt. Weiterfahrt nach Garmisch und mit der
Zugspitzbahn bis zum Haltepunkt Hammersbach. Ab hier im Talgrund des
Höllentals
durch die mit Stegen und Tunnelabschnitten erschlossene,
wasserdurchtoste Maximiliansklamm bis zu der am Beginn des Hochtals
gelegenen Höllentalangerhütte (1379 m), ein Haus vom Typ einer
Bahnhofswirtschaft mit angeschlossenem Lager, atemberaubenden
Sanitäreinrichtungen und einem monarchischen Wirt, der Lager nur
zuteilt, wenn es ihm passt und nicht wenn angemeldete Gäste kommen.
Anstatt eine kleine Eingehtour zu machen, übten wir uns auf einer Wiese
im Warten und holten etwas von der versäumten Nachtruhe nach: ein
geruhsamer Auftakt mit Ausblick auf den Zugspitzanstieg.
2. Tag:
Am nächsten Tag erwartete uns die erste, noch maßvolle Anstrengung
(nur 1300 Höhenmeter!), nämlich die Besteigung der Alpspitze (2629 m)
auf dem Normalweg, vorbei am wunderschön gelegenen, leider nicht mehr
bewirtschafteten ehemaligen Knappenhaus (früher Abbau von
Molybdänerzgängen), in Serpentinen ungefährlich den Rinderweg hinauf
zum Höllentor (ca. 2050 m) mit nahem Ausblick auf die Bergstation der
Osterfelderkopf-Bahn. Die ganz in der Nähe beginnende, total vernagelte
Alpspitzferrata wollten wir uns nicht antun, sondern wir wählten den
noch relativ neuen, nur gering ansteigenden, aussichtsreichen, an
einigen Stellen gut gesicherten Nordwandsteig und den Schöngängesteig
bis zum Beginn des eigentlichen Gipfelanstiegs, einer ewig langen,
schottrigen Schulter mit einigen harmlosen, seilgesicherten,
grobfelsigen Abschnitten. Bei herrlichem Wetter glich die Normalroute
einer Ameisenstraße und im Gipfelbereich lagerten vielleicht 50
Normalos, Greise, Frauen und Kinder.
Ursprünglich wollten wir den Gipfel als Rundtour überschreiten,
entschlossen uns dann doch zum Maßhalten und kehrten auf der
Normalroute zurück. Nur Wolfgang und Gerd nahmen den Direktabstieg
über die Alpspitzferrata, ca. 600 m fast in der Falllinie mit mehr
Eisen als Fels, eigentlich eine Scheunenleiter. Mit leeren Flaschen und
trockenen Kehlen labten wir uns auf der Terrasse der Seilbahnstation an
Radler und Buttermilch, bevor wir den restlichen Rückweg über das
Hupfleitenjoch antraten. Noch erhitzt von der Tour wagten wir
Kaltduschen als Vorratshygiene.
3. Tag:
Der Zugspitzanstieg wurde unsere erste Herausforderung - immerhin
1600 Höhenmeter, davon alleine 600 Höhenmeter Klettersteig in der
Gipfelwand, reichlich Schotteranstiege und auch der Anstieg über den
Höllentalferner war nicht geschenkt. Ganz harmlos fing es an mit einem
kleinen Leiteranstieg, wenig später die erste spektakuläre Stelle, die
Querung einer steilen Platte auf Tnittstiften mit einiger Aussicht nach
unten, dann in voller Sonne weiter bergauf durch aufgelockertes
Latschengelände, anschließend Moränenschutt und schon waren die Trinkflaschen ausgesoffen. Ein Segen, dass der Gletscherbach für
Nachschub sorgte; nur Nichtschwitzer Hartmut verzichtete im Vertrauen
auf sein Kompaktgetränk in Gestalt von Äpfeln auf Nachfassen, aber
auch ihm sollte es noch knapp werden.
Mit Steigeisen kamen wir den Gletscher schnell aufwärts, nur der
Wechsel zum Klettersteigeinstieg war etwas mühsam. Zum Glück mussten
wir keine Randkluft überspringen, aber der Standplatz zum Abschnallen
den Hufe reichte nur für einen, und so brauchte es seine Zeit, bis wir
alle vom Eis waren. Dann kam der 2200 m lange ausgesetzten Steig,
häufig mit Krampen und Stiften, durchgehend straff verseilt, geradezu
ein schmaler Gehweg mit Handlauf, und unter dem Hintern viel Aussicht.
Durch die perfekte Sicherung war der Aufstieg mehr eine Klimmzugpartie,
allerdings ziemlich anstrengend. Etwas auseinandergezogen hat sich unser
Häuflein und dann standen wir unvermittelt auf einer Lackschuhterrasse
(2962 m). Der Blick in den wilden Aufstieg tief unter uns war
beeindruckend und erfüllte die Klettersteiganfänger unter uns mit
einigem Stolz, sicherlich nicht unberechtigt, wie eine dünne Spur von
mutmaßlichen Angstexkrementen im oberen Teil des Steiges zeigte.
Nach gründlicher Wässerung unserer ledrigen Zungen erleichterten wir
uns den Abstieg über das langweilige Zugspitzplatt mit einer kurzen
Seilbahnfahrt. Nur Gerd musste es ganz ehrlich haben. Der restliche
leichte Abstieg führte uns zu der sehr empfehlenswerten Knorrhütte
(2052 m) im oberen Reintal, ein wenig
teuer wegen der Hubschrauberversorgung, aber alles gepflegt und sauber
und ein freundlicher junger Hüttenwirt. Bis fast zum Sonnenuntergang
konnten wir auf der Terrasse zubringen.
4. Tag:
Morgens mussten wir dann trotz Ausruhtour früher als nötig aufbrechen,
weil die monatliche Hubschrauberversorgung anstand. Unser Weg führte
uns dann über den Plattensteig (normaler Wanderweg) zum Gatterl (ca.
2000 m) und über Hochalmengelände. Es wimmelte von gar nicht scheuen
Murmeltieren mit Nachwuchs und über 20 Gämsen ästen unter uns wie
eine Ziegenherde. Im gemütlichen Abstieg machten wir am urigen
Steinernen Hüttl (1925 m) bei Buttermilch Rast, bis der Eimer leer war.
Viel zu früh kamen wir ins Tal. Kunz von unserem Ziel lud ein
sonnenbeschienener Bergbach mit wannenartigen Felskuhlen die Eisbären
zum Bade. Auf der Gaistalalm (1366 m, Ausflugslokal mit Lager) ließen
wir es uns bei der "Ledenhosenwirtin" gut gehen. Es gab sogar
warmes Wasser, aber keine Dusche. Der Ausruhtag tat uns gut, denn ein
wahrer Hammer sollte auf uns warten: die Uberschreitung den Hohen Munde.
5. Tag:
Bei erstmalig etwas trübem Wetten sind wir rechtzeitig aufgebrochen,
zunächst ein Aufstieg durch lockeren Wald und Latschengelände mit
vielen Talblicken zum Niedere-Munde-Sattel (2059 m). Ab hier ging es
über den autobahnbreiten, teils schottrigen, teils felsigen Westgrat
problemlos aufwärts, leider mit etwas eingeschränktem Blick durch
gelegentliche Wolkenfetzen. Auf einer kleinen Plateauwiese traf uns dann
fast der Schlag. Der Westgipfel und den Hauptgipfel der Hohen Munde
bauten sich hinter einem luftigen Grat drohend vor uns auf. Kein Seil,
kein Steig zu sehen - geeignet zur Himmelfahrt nach unten. Kleinmütig
sind wir geworden, fast hätten wir verzagt. Nur Regina ermahnte uns
streng, uns nicht gegenseitig zu entmutigen und im Anblick sehe alles
immer viel schlimmer aus. Recht hatte sie, aber eine Herausforderung
wurde es dennoch.
Wolfgang, der Mann mit den Standfestigkeit eines Baumes ging über einen
kurzen Grat bis zum Einstieg vor. Als er schon bald ohne Rucksack
zurückkam, war klar, dass es kein Entrinnen gab. Zur Querung des
ungesicherten Grates packte Holger das mitgeschleppte Seil aus,
letztlich war das aber nur Seelentrost, denn wirklich gebraucht hat es
keiner. Und dann kam ein ziemlich naturbelassener, letztlich aber
nicht schwieriger Steig mit ein paar Krampen und Stiften, mal mit und
mal ohne Schlappseil, so richtig für Puristen. Mit Seilgehangel war da
nicht viel, man musste in den Fels greifen. Kaum ein Anhaltspunkt zum
weiteren Verlauf der Route, nur Felsflanken und Verschneidungen. Aber
irgendwie ging es, allerdings nicht raumgreifend vorwärts, sondern
hinauf und hinunter im Wechsel mit reichlich Tiefblicken.
Und so gelangten wir in einem konditions- und getränkefordernden Ritt
auf den Westgipfel (2659 m). Alle hatten Flaschen leer - bis auf einen!
Ein kleines pappiges Schneefeld lieferte Nachschub. Trotzdem gab es ein
Verhängnis Wie sollte die Eispampe in Thermosflaschen auftauen? Gar
nicht! Und der alpin problemlose Abstieg mit kleinem Gegenanstieg zum
Ostgipfel wurde für manchen zur Qual. Der Abstieg hatte den Komfort
eines ausgetrockneten Sturzbachs, Kies, Steine, Felsbrocken, alles was Füßen
und Knien zusetzt.
So stieg denn jeder nach eigener Leistungsfähigkeit ab. Unsere Gruppe
zog sich anderthalb Stunden auseinander. Die Reihenfolge des
Zieleinlaufs auf der Rauthhütte (1605 m) erfolgte weitgehend nach
Gewicht, mit Vorteil für die Mageren. Die ersten hatten längst ein
Radlermaß weggezischt, als Werner beunruhigt eintrudelte mit den
Botschaft, auf halber Höhe kämen drei völlig Ausgedörrte kaum noch
vom Fleck. Eilig wurde Bouillon zubereitet und eine Flasche Mineralgetränk.
Holger machte sich sofort besorgt auf den Weg und wenig später Hartmut
in leichten Rennschlappen mit Getränken hinterher. Aber die ganze
Aufregung war umsonst. Nach kaum einen Kilometer kamen die drei Vermissten
bereits auf dem letzten ebenen Wegstück an, mürb aber wohlauf. Lang
und froh ist der Abend geworden und eine warme Dusche gab es auch!
6. Tag:
Die Heimfahrt hielt dann noch ein Extra für uns bereit, eine nicht
funktionierende Klimaanlage in
unserem Waggon, aber im Schwitzen waren wir erprobt. Schnell zerstreuten
wir uns in Mainz in froher Erwartung auf einen Fototreff.
Ein ganz besonderer Dank gilt Holger, der
uns ein riesiges Erlebnis verschafft, aber auch viel Mühe und
Verantwortung auf sich geladen hat. Etwas muss jedoch ein wenig
kritisiert werden, nämlich ein bekannter Klettersteigführer, dessen
Texter wortkarge Traumtänzer zu sein scheinen. Da wird mancher
verführt, sich mehr zuzumuten als zuträglich. An Herausforderungen
kann man wachsen, aber auch scheitern.
Hartmut
Teilnehmer: Ingrid und Wolfgang Bniese,
Hermann Funk, Gerd Himmelreich, Werner
Horn, Regina und Norbert Kusak, Holger
Rech, Hartmut Rencker, Liane Ritthaler,
Philipp Scheuring