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ein
etwas anderes Bergerlebnis
Wer den E5 in
Oberstdorf angefangen und ohne Bushilfe die alpine Variante bis
Bozen durchmessen hat, den drängt es, sich nicht mit dem Herzstück
zu begnügen. Und so hat sich der Kern der letztjährigen
Truppe, ergänzt durch zwei bergerprobte Neuzugänge, wieder auf
den Weg gemacht. Die Anfahrt mit der Bahn bis Bozen kostete bei
Frühbuchung für Bahncardbesitzer gerade einmal 21,75 Euro pro
Richtung. Die Hinfahrt verlief superpünktlich, die Rückfahrt
war wegen Gleisbaustellen etwas abenteuerlich.
Es war nicht
so sehr die Fortsetzung des hochalpinen Herzstücks sondern
etwas Eigenes. Trotz vieler Höhenmeter war das eher eine
„Vogesentour“, auch reizvoll, teilweise lieblich. Hoch über
dem Etschtal bewegten wir uns ganz überwiegend zwischen 1000
und 1500 m, mit dem höchsten Punkt bei 2383 m. Täglich hatten
wir rund 2 x 1000 Höhenmeter zu bewältigen und keine Tour lag
unter 7 Stunden, also richtig tagfüllend. Trotz der Höhe war
es mediterran heiß. Ein Segen war, dass wir stets gute bis
hervorragende Unterkünfte mit Zimmerdusche und ordentlicher bis
hervorragender Verpflegung hatten – und das zu zivilen
Preisen. Nur das teilweise 1000 km aus Deutschland herangekarrte
Bier war ein Luxusgut. Nicht immer einfach war die Wegefindung.
Markierungen waren überwiegend dürftig. Auch Führer sowie
Kartenmaterial waren gerade bei Schlüsselstellen oft wenig
hilfreich. Aber es gibt auch untrügliches Gespür, das uns nie
in Stich gelassen hat.
1.Tag:
Bahnfahrt nach Bozen. Nach kurzem Anmarsch auf Asphalt fast 900
m Auffahrt mit der Seilbahn nach Bauernkohlern (Senioren
3 Euro!) mit Tiefblick über den Bozener Talkessel. So zufrieden
wir mit unserer Unterkunft im Haus Klaus waren, wurde im
benachbarten Restaurant beim Abendessen eine teure
Porzellanorgie demonstrativ zelebriert, um uns rustikalen Typen
zu zeigen, was Stil ist.
2.
Tag: Ganz überwiegend auf Forstwegen ging es bei ständigen
Auf und Ab von Bauernkohlern über Deutschnofen, das
Wallfahrts- und Touristenzentrum Maria Weißenstein nach Oberradein.
Interessant war die Durchquerung der breiten, canyonartigen
Bletterbachschlucht, die mit einer Mischung aus Sedimenten und
Erguss-Porphyr einen geologische Querschnitt über Jahrmillionen
bot. Nicht luxuriös, aber richtig heimelig waren wir im
jahrhundertealten Thomaserhof (ca. 1560 m) untergebracht.
Eindrucksvoll war die original-urige Gaststube und ganz toll
waren Verpflegung und die freundliche Wirtin.
3.
Tag: Der Weiterweg nach Gfrill war von ähnlichem
Charakter, also relativ viel Wald mit immer wieder
eingestreuten Ausblicken ins Etschtal und die nahen Dolomiten.
Nicht alle sind im bevorzugten Haus Fichtenhof (1328 m)
untergekommen, aber hier war unser zentraler Treff. Gastraum und
Dachterrasse boten ein Postkartenmotiv
mit Tiefblick auf das
Etschtal und die umliegenden Berge.
4.
Tag: Langsam wurde es italienisch mit der Landschaft und den
Ortsbildern. Am Heiligensee gingen wir nur vorbei und nicht
hinein, weil wir Besseres vorhatten, nämlich ein deftig-uriges
Picknick, das Freunde für uns am Freisitz einer kleinen Hütte
vorbereitet hatten. Sünde
pur. Gestärkt
oder fast schon geschwächt sind wir nach Cembra (665 m)
abgestiegen zu unserer Übernachtungsstätte, dem ganz neuen,
nicht sehr großen, gut ausgestatteten Hotel Europa. Ein
richtiger Geheimtipp. Das war Entspannung pur.
5. Tag:
Durch offenen Wald und Weinberge ging wieder durch recht
italienisches Bergland weiter. Als Besonderheit waren die „Piramidi“
zu bewundern, durch Steinhüte vor der Erosion bewahrte Säulen
aus altem Gletschergeschiebe. Im weiteren Verlauf war ein Stück
Straße nicht zu vermeiden, dafür aber mit Einkehr in der Hornhütte
auf der Passhöhe. Mit Findigkeit fanden wir dann unter
Vermeidung der Straße unseren Weg hinunter nach Palai mit
Unterkunft im Scalzerhof
(ca. 1400 m), dem
Startpunkt zur einzigen richtig alpinen Etappe. Auf der
Wiesenterrasse war der Abend ein Genuss und eine ungeplante,
ganz schnell organisierte „Jause“ ließ den Tag ausklingen.
6. Tag:
Ein Schmankerl wie in unseren deutschen Alpen. Trotz unseres
recht hohen Ausgangspunkts ging es fast 1000 m aufwärts, vorbei
an einem kleinen Seeauge, dann weiter aufwärts auf einen
aussichtsreichen breiten Gratweg mit einigen
Sicherungen. Ein
Sportgerät schloss sich an in Gestalt einer steilen
Serpentinenspur durch einen feinplattigen Schotterhang auf
unsern höchsten Punkt, den Gronlait mit 2383 m Höhe. Nach
ausgiebiger Rast ging es auf Kammhöhe weiter mit einem zweiten
Aufschwung auf einen üblen Schutthaufen, den Monte Fravort
(2347 m). Hier und auch im gesamten Umfeld sind immer noch die
Schützengräben und Unterstände aus dem Ersten Weltkrieg zu
sehen, die den erbarmungslosen Wahnsinn eines Kampfs oft um
wenige Meter zeigen. Lang und heiß war der anschließende
baumlose Abstieg nach Vetriolo Therme mit unserer besten
Unterkunft im auf Wanderer ausgerichteten Hotel Aurora
(1439
m).
7. Tag:
Abstieg satt über fast 1000 m hinunter nach Lévico (505
m), einer Kleinstadt mit Seele und Gesicht mit Speiseeis und
Obst. Die Durchquerung erforderte etwas Findigkeit mit kleinen
Korrekturen zu unserem Orientierungspunkt Dazio / S.Giuliana. Ab
hier ging es in erbarmungsloser Sonne richtig produktiv hinauf
bis zur Hochfläche. Am Zwischenstopp, der nicht
bewirtschafteten Alm „Malga Palu“ konnten wir wenigstens
Wasser fassen. Und dann erwartete uns ein Strauß von Wegemöglichkeiten
nach Lusern (1317 m), einer altdeutschen Sprachinsel. Wir
hatten uns inzwischen in Flotte und Verhaltenere aufgeteilt und
sind auf recht verschiedenen Wegen und trotzdem ohne echtes
Verlaufen richtig an unser letztes Ziel gekommen, den Lusernarhof,
einem restaurierten und umgebauten historischen Anwesen,
wiederum mit Aussichtsterrasse zum Entspannen bei unserem
teuersten Bier. Und der Ortsbürgermeister, ein
leidenschaftlicher Historiker, begrüßte uns mit seinem
interessanten Fachwissen.
8. Tag:
Heimreise. Zeitig mussten wir weg zu unserem Zug nach Trient.
Mit Bustaxi sind wir über ein in die Felsflanken gemeißeltes
abenteuerliches Sträßchen mit so engen Kehren, dass es ohne
Zurücksetzen nicht ging, wieder ins Tal gekommen. Der Zug hatte
satte Verspätung und so war es hin mit der Pünktlichkeit. Aber
wir sind guter Dinge zurück gekommen.
Teilnehmer:
Karin Buschmann
Ines Claussen
Cornelia Diegel
Hildegard Gödecke
Michael Kessler
Hans Langecker
Horst Maas
Manfred Neuber (Leiter)
Hartmut Rencker (Text)
Benno und Sabine Stern
Bettina Thiel
und hier zu
E5-Nordteil
von Oberstdorf zur Kaunergrathütte
und hier zu
E5-Südteil-1
von Bozen zur Kaunergrathütte
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