Der
Bericht soll nur ein Stimmungsbild und Anregungen
vermitteln, er kann und soll nicht Ersatz für einen
Wanderführer sein.
Wenn man
starke Verkehrstage vermeidet und rechtzeitig bucht, ist
die bequeme Anreise
mit der Bahn traumhaft günstig.Mein diesjähriger Superpreis
mit ICE für gerade mal 13 Euro je Richtung war eine Kombination aus
Bahncard und Deutschlandticket. Aber auch ohne Bonus wäre das
pro Richtung bei ca. 20 Euro geblieben. Für diesen Preis
gibt es allerdings keine freie Zugwahl. Die Reisezeit
von Mainz bis Ulm dauert bei Direktverbindung 2:14 Stunden und die stark befahrene
eingleisige Strecke von Ulm
nach Fischen für ca. 107 km satte 2:30 Zeit plus Umsteigezeit.
Es war
Spätsommerwetter. Kaiserwetter der Extraklasse. Toller
Fernblick, sogar gegen die Sonne völlig dunstfrei. Berge
bis in Gipfelhöhe völlig schneefrei. Bis zum Wochenende
nach Allerheiligen brummt es im Allgäu und dann ist
Winterschlaf bis Weihnachten. Gastronomie weitestgehend
dicht. Auch die Busfahrpläne sind nicht mehr ganz so
üppig wir zur Sommer- oder Wintersaison, aber immer noch
dicht genug.
Mein Quartier
ist seit Jahrzehnten das familiäre Gästehaus Socher mit
Blick zum Rubihorn.
1. Tag:
Wegen Stellwerkstörung am Hbf Mainz verspätete Abfahrt
und Anschluss in Ulm verpasst. Füllige Anblicke der nicht
berggerechten Art stachen mir ins Auge. Also eine Stunde
später angekommen, wegen früher Dunkelheit für ein
mittleres Halbtagsprogramm grenzwertig spät. Die ganze
Anfahrt bis nach Kempten war es diesig bis neblig. Dann
lockerte es auf. Bis zur Ankunft in Fischen gab es nur
noch vereinzelte Fetzen. Der Weg vom Bahnhof Fischen über den Rotfischbach und aussichtsreich hinauf
nach Schöllang ist bereits ein
wunderschöner Auftakt. Ganz gegen meine Art habe
ich mir Zeit gelassen.
1.Tag, Anreisetag:
Was macht man mit einem stark angeknabberten Nachmittag
bei früher Dunkelheit. Einfach mal locker loslaufen durch
die aussichtsreiche Widum-Senke nach Reichenbach und
hinauf bis fast zur Geisalp zum Wallrafweg nach
Oberstdorf, als Wiederholung der letztjährigen
Regenwanderung. Die Tageslänge hätte gereicht. Aber die
Strecke führte so unangenhem gegen die arg tief stehende
Sonne, dass ich schon bald umgekehrt und auf einem sich
teilweise zum Pfad verdünnenden Forstweg Richtung Rubi
und weiter nach Schöllang abgestiegen bin.
2. Tag:
Bei Kaiserwetter musste es volles Programm sein. Aber
wohin, wenn man alle zeitgerechten Touren über die Jahre
abgewandert ist? Die Auswahl im weiteren Umfeld ist zwar
fast unbegrenzt, aber unter Berücksichtigung von An- und
Rückfahrt an kurzen Tagen wird es eng. Also Wiederholung
von bekannten Wegen mit Varianten. Und das Örtchen
Schöllang ist trotz gutem Busanschluss nach Oberstdorf
oder Sonthofen nicht gerade ein zentraler Verkehrsknoten.
Zum nahen Fischen führt gar nichts außer die eigenen
Füße. Allerdings ist der Weg zum von mehreren Linien
angefahrenen kleinen Busbahnhof mit einer guten halben
Stunde ein wunderschöner Auftakt. Um 9:20 mit dem
Hittisau-Bus in einer halben Stunde zum Halteplatz
Grasgehren in 1400 m Höhe. Auf gutem Weg hinauf bis zum
Sattel und weiter hinauf zum beliebten und belebten
Riedberger Horn mit 1785 m. Vom flächigen Gipfel führen
Wege unterschiedlichen Anspruchs in verschiedene
Richtungen. Am bequemsten ist es, den Gipfelansieg zurück
bis zum Sattel und auf gut präpariertem Weg im großen
Bogen abwärts Richtung Berghaus Schwaben bzw.
Weiherkopf-Seilbahn. Und dann gibt es noch einen von mir
bisher verschmähten Fahrweg durch das Bolgental. Das
wurde zu einem Gewinn. Ständig ein wundershöner Ausblick
durch den Taleinschnitt auf die Kette der Sonnenköpfe.
Ganz wichtig ist, etwa unterhalb der Seilbahnstation auf
eine bezeichnete Spur abzuzweigen Richtung Sonderdorfer
Kreuz, einem wunderschonen Panoramaausblick vom Grünten
bis zum Nebelhorn. Der restliche Weg hinunter nach
Bolsterlang zur Bushaltestelle zieht sich noch etwas. Mit
dem Bus nur nach Fischen ist eher für Fußkranke. Also
etws verschlungen mit etwas auf und ab durch welliges
Wiesengelände nach Fischen ins Wirtshaus. Die recht
deftigen Spinatknödel haben mich mehr gefordert als die
ziemlich lang gewordene Tour. Vom vollem Magen geschwächt
dann noch 2 km und 100 Hm hinauf nach Schöllang.
3. Tag:
Mein Klassiker. Immer wieder schön. Mit dem Bus bis
Walserschanz und dann entweder hinunter zum Eingang der
Breitachklamm und dann weiter zum Zwingsteg oder oben ein
Stück auf Gehweg die Straße zurück und ebenfalls
hinunter zum Steg, der in hundert Metern Höhe die ganz
schmal eingesägte Klamm überbrückt. Die Brücke ist
nicht ängstigend. Beim Tiefblick muss man sich eingucken
um den in die Wand geklebten Weg mit winzigen Menschen zu
erkennen. Auf der Gegenseite fürhrt ein guter Weg hinauf
zum Fahrweg zur Alpe Enge, einer traumhaft schön
gelegenen Einkehr. Nach der Saison natürlich geschlossen,
dennoch gibt es Sitzmöglichkeiten zum Verweilen ohne
Verzehrkosten. Hier dem Schild Osterberg folgen. Der
Hauptweg führt unterhalb der Osterbergalp vorbei, der
kurze Schlenker hinauf ist Pflicht. Oben wimmelte es
geradezu von E-Bike-Fahrern. Puristen, die aus eigener
Kraft die Höhen erkämpfen sind zur Rarität geworden.
Alsdann wieder zurück auf den Hauptweg zum ebenfalls
geschlossenen Hörnlebachhaus. Vor allem im Winter brummt
es hier. Es gibt sogar einen Pendelbus nach Riezlern, in
den schwachen Zeiten natürlich mit ausgedünntem
Fahrplan. Aber der Fahrweg hinunter nach Schwende ist fast
zu schade zum Fahren. Im Weiler Schwende ist die
Fatimakapelle sehenswert, ebenso die Walserbrücke zur
hauptstraße mit dichtem Busverkehr.
4. Tag
Wiederum ein Klasiker. mit Bus bis Riezlern Haltestelle
Kanzelkwandbahn. Auf einem geschotterten und arg steilen
Fahrweg ca. 150 Hm hinauf bis zum Abzweig Panoramaweg.
Diesem immer nordwärts folgen bis zur Gebäudeansammlung
im Bereich der Bergstation der Kanzelwandbahn. Unterwegs
gibt es zahllose Aus- und Rückblicke. Der klare Fernblick
ins Tal zeigte jenseits von Sonthofen mit dem Grünten
eine Nebelbank. Ab hier der Beschilderung Hochleite
folgen, wiederum mit Tiefblick auf das Oberstdorfer Tal
und später in den Talschluss des Birgsautals mit dem
über den Allgäuer Hauptkamm führenden Heilbronner Weg.
Ab Gasthaus Hochleite, gibt es einen inzwischen instand
gesetzten kurzen Steilabstieg zum Freibergsee oder
bequemer und länger über Schwand und an der Flugschanze
vorbei ebenfalls zum See. Ab hier der Beschilderung
Oberstdorf bzw. Renksteg folgen. Unten angekommen öffnet
sich der Blick nach Oberstdorf mit seinen Hausbergen
Rubihorn und Nebelhorn.
5. Tag.
Heimfahrt. Der Weg von Schöllang hinunter zum Bahnhof
Fischen ist ein wunderschöner Ausklang mit Blick auf die
Regionen der zurückgelegten Wanderungen.
|