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Der Bericht soll nur ein Stimmungsbild sein und
Anregungen vermitteln, er kann und soll nicht Ersatz für
einen Wanderführer sein.
Ohne BC 25 bin ich dank D-Ticket für die Allgäu-Stecke
mit 17,99 Euro pro Richtung wieder günstig gefahren.
Die Reisezeit von Mainz bis Ulm dauert für rund 300
km bei Direktverbindung 2:18 Stunden und die stark
befahrene, nicht elektrifizierte, eingleisige Piroschka-Strecke von Ulm nach
Oberstdorf für ca. 110 km satte 2:30 Stunden, dank der von
Kaputtsparer Mehdorn abgeschafften Weichen und damit
eingeschränkten Begegnungsmöglichkeiten.
Es
war Spätsommerwetter der Extraklasse. Kaiserwetter. Toller Fernblick, sogar gegen die
Sonne völlig dunstfrei. Berge nur in Gipfelhöhe
etwas gepudert. Bis zum Wochenende nach Allerheiligen
brummt es im Allgäu und dann ist Winterschlaf bis
kurz vor Weihnachten. Gastronomie weitestgehend dicht.
Auch die Busfahrpläne sind nicht mehr ganz so üppig
wie zur Sommer- oder Wintersaison, aber immer noch
dicht genug.
Mein Quartier ist seit Jahrzehnten
das familiäre Gästehaus
Socher mit Blick zum Rubihorn.
Zum letzten Male in meinem schnuckeligen Eckzimmer
ohne den jeden Raum erschlagenden Doppelbettenblock.
Mein Zimmer wird mit dem Nachbarzimmer zu einer üppigen
Ferienwohnung zusammengelegt. Für mich als
Einzelreisenden weit über Bedarf.
1. Tag:
Ankunft schon um 10:30 Uhr, also voller Aktivtag.
Entgegen meiner Gewohnheit bin ich erst gar nicht zu
meinen Vermietern nach Schöllang sondern bis
Oberstdorf durchgefahren und befreit vom im Schließfach
deponierten Reiserucksack sofort losgezogen. Noch galt
für gemeldete Gäste bis zum Wochenende
"Seilbahn inklusive" und das musste wegen
des Traumwetters genutzt werden. Also gleich rauf zur
Nebelhorn-Hauptstation.. Die Seilbahn
ist ein Erlebnis. Blick auf die Schanzen, auf
Oberstdorf bis zum Hohen Ifen, vorbei an Baumleichen
und fast ohne Stützen zur Hauptstation mit
SB-Gastronomie. Vom mit Salat leicht angefüllten Magen geschwächt,
hat es mich gleich am Zugang zum geschlossenen
Edmund-Probst-Haus auf angetautem und eishart
überfrorenem
Schnee erwischt und mich mit einen klassischen
Abschlag voll auf die Keule (Trochanter) zur Vorsicht
gemahnt. Bei mürben Knochen hätte das locker für
einen Schenkelhalsbruch gereicht, so ist es bei einer
einfachen Prellung geblieben. Eigentlich wollte ich
als Purist über den leichten Pfannenhölzel-Weg 300 Höhenmeter
zum Gipfel aufsteigen, aber der krustige Schnee war so
anstrengend, dass ich sehr bald umgedreht habe und nur
zum Aussichtspunkt Zeigersattel gezuckelt bin. Trotz
Stöcken ziemlich wackelig. Für Lackschuh-Touristen
ohne Stöcke fast Eiskunstlauf. Dann habe ich
mir den kostenlosen Luxus gegönnt, zur Gipfelstation
hochzufahren. Ein Traum. Gut besucht. Aussicht pur und
Bergdohlen fast zum Anfassen. Neu ist ein Gittersteg
rund um den Gipfel, der völlig neue Perpektiven ins
Retterschwangtal erschließt und in der Gegenrichtung
den Kamm über Geisfuß und Geisalphorn, Rubihorn bis
zum Entschenkopf und Grünten. Fast bin ich
angewachsen.
Hier
Link zu einem professionellen Videoclip über eine
winterliche Umrundung der Gipfelregion
2. Tag:
Mit Bus zum Söllereck. Mit der Seilbahn rauf zum Schönblick
und den von mir immer nur in der Gegenrichtung
gegangenen Panoramaweg nach Riezlern mit kleiner
Unterbrechung auf der Sonnenterrasse der noch
bewirtschaftet gewesenen Mittelalpe. Zufällig hatte
ich Gesellschaft. Als Kenner aller Wege und Gipfel bin
ich für eine zur Kur weilenden Frau zum beredeten
Führer geworden. Dann aber nicht
den Hauptweg ins Zentrum von Riezlern sondern leicht
übersehbar auf guter, teilweise dünn alsphaltierter Spur weiter zum von der
Kanzelwandstation herunterführenden Güterweg bis zur
Talstation der Seilbahn. Der Güterweg erinnert fast
an eine Autobahn. Breit, schottrig, aber arg
produktiv steil,
ziemlich an der Haftungsgrenze. Nur gut 100 Höhenmeter
hinunter, aber ein wahrer Knietest.
Wenn man direkt an der Seilbahn ankommt und es noch
nicht einmal etwas kostet, muss man diese Möglichkeit
nutzen. Oben dann im Glaskastenrestaurant den schon
traditionellen Salat und auf teilweise schneefreiem
aber auch vereistem Weg etwas anstrengend weiter zum
Fellhorn.
Mit aussichtsreicher Seilbahn Blick zum Allgäuer
Hauptkamm mit dem Heilbronner Weg hinunter nach Faistenoy
passgerecht zum
Bus nach Oberstdorf mit punktgenauem Anschluss nach
Schöllang. Ohne dreimal Seilbahn wäre diese
erlebnisreiche Tour nicht zu bewältigen gewesen,
jedenfalls nicht bei den kurzen Frühwintertagen.
3. Tag:
Graues Wetter, etwas nieselig, aber Gipfel zeimlich
frei. Als ganz unalpine und dennoch schöne,
aussichtsreiche Verlegenheitstour. Start in Sonthofen.
Über die Sonnenköpfe mit 2 x mehr als 1000 Höhenmetern
war mir zu viel. Also halbhoch über Sonthofener- und Altstädter Hof? Nach
etwas Durchsuchen in Sonthofen auf der Anliegerstraße
"Bergweg" hinauf
mit kleinem Abstecher zur kriegsopfer-Kalvarien-Gedenkkapelle und weiter
zur Ordensburg unrühmlicher Vergangenheit. So einfach
die Wege waren, boten sie viele Ausblicke in alle
Richtungen. Hier
zu einem Videoclip. Am Örtchen Hofen bot die
Dorfkapelle Zuflucht vor verstärktem Nieseln und
zugleich Entscheidungshilfe, es bei der bequemsten Variante mit
nur wenig Höhenmetern zu belassen und über
Hochweiler auf kurzem Wege nach Hinang zur
Bushaltestelle abzusteigen. Wo immer ich bin, kommt
stets sofort ein Bus und wenn es der einzige Bus des
Tages ist. Was macht man, mit einem nur angebrochenen
Wandertag? Mit Bus direkt nach Oberstdorf zur
Nebelhornbahn in der Absicht, noch ein paar versäumte
Fotos zu machen. Das Wetter schien sich aufzuhellen,
aber das war ein Trugschluss. Das Nebelhorn machte
seinem Namen Ehre. Es zog sich immer mehr zu mit etwas
Nasschnee. Im SB-Restaurant Resteverzehr unmittelbar
vor der Schließung bis zum Winterbetrieb.
4. Tag:
Wiederum ein Klassiker etwas anders als gewohnt. Mit Bus bis Riezlern
Haltestelle Kanzelwandbahn. Ab hier auf dem
asphalierten Zwerenweg Richtung Campingplatz auf
leicht angefrorenem Fahrweg. Drei stellenweise blank
überfrorene Kehren bergauf auf den Panoramaweg
mit vielen Ausblicken. Vorbei am geschlossenen Schwabenhaus und dann
alsbald entweder Schlenker über Wiesalpe oder kürzer
den noch nie gegangenen Direktabstig über Höfle ins
Breitachtal. Eindrucksvoll war eine wuchtige
Holz-Tragwerkbrücke, die einen Güterzug aushalten
würde. Gekippte Sedimentstrukturen zeigten, wie sehr
alles unter dem fortbestehenden Schub der
afrikanischen Platte, gestaucht, gekippt und angehoben
wird. Der Bachweg bot trotz Gebüsch manchen Ausblick
zu den Schafalpenköpfen. Interessant war ein in den ersten
Sonnenstrahlen dampfender Wegeabschnitt. Zur
Bushaltestelle nach Bödmen mit kurzer Fahrt nach Baad.
Alsdann der klassische Baader Höhenweg. Gleich am
Anfang ein wuchtiges, historisches Holzgebäude, die
unvermeidliche Kapelle und natürlich viele Ausblicke.
Vor Mittelberg auf teilweise asphaltiertem Weg steil bergauf zur Bühlalpe und weiter
auf dem aussichtsreichen Zafernaweg zur Sonnaalp mit
Blick zu den Schafalpenköpfen , Mittelberg und
Talausgang Richtung Oberstdorf. Der Sessellift machte
Herbstpause. Aber auf gutem Weg aussichtsreich
hinunter ist nicht nur empfehlenswert, sondern auch
flott zu gehen. Ab Mittelberg mit dem Bus zurück. Es
war ein Leichtwandertag ohne alpinen Anspruch aber mit
einer Fülle von Landschaftserlebnis.
5. Tag:
weiterhin Kaiserwetter. Heimfahrt mit durchgängigem
Zug ohne Umstig bis Mainz. Der Weg von Schöllang
hinunter zum Bahnhof Fischen ist ein wunderschöner
Ausklang mit Blick auf die zurückgelegten
Wanderungen. Bis Stuttgart "nur" 10 min Verspätung, aber das
reicht, um aus dem Takt zu geraten. Also musste
mangels einer Überholmöglichkeit ein schnellerer ICE
vorgelassen werden und wenn ein Zug ohnehin unpünktlich
ist, haben die pünktlicheren Züge einschließlich Güterzügen
Vorrang. So baute sich bis MZ eine halbe Stunde Verspätung
auf. Pünktlich wie die Eisenbahn, das war einmal.
Allerdings damals mit nur einem Drittel des heutigen
Verkehrs. Besser als die vermeintlich bequemere
Direktverbindung ist ein Umstieg in Ulm. Allerdings wegen fast
immer kritisch knapper Umsteigezeit in der Großbaustelle
Ulm ist eine lange Umstiegspause mit Stadtrundgang die
bessere Alternative.
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